Berchtesgaden – Manchmal hört Lena Barofke die Kommentare, wenn sie ihre Gäste über den Königssee in Berchtesgaden chauffiert. „Oh Gott, eine Frau am Steuer, ob das gut geht?“ Oder: „Das kann ja nix werden, wenn eine Frau fährt.“ Die 26-jährige Bootsführerin hat gelernt, mit diesen Sprüchen umzugehen. Sie fährt dann ganz besonders perfekt an den Steg – und genießt den Blick in die Augen ihrer skeptischen Passagiere.
Neben Lena Barofke gibt es nur eine weitere Bootsführerin am Königssee. Sie war es bereits gewohnt, unter Männern zu arbeiten. Die 26-Jährige war Schreinerin in der Werft, als sie das Angebot bekam, einen Bootsführerschein zu machen. Sechs Wochen Theorieunterricht und viele Übungsfahrten später steuerte sie das erste Mal Gäste über den See. „Es hat mir sofort Spaß gemacht.“ Die Nervosität war erstaunlich schnell verschwunden. Über die abwertenden Kommentare (die mittlerweile nur noch selten kommen) ärgert sie sich nicht mehr. „Ich habe gelernt, da drüber zu stehen.“ Aber anfangs nagte das natürlich an ihr, gibt sie zu. „Frauen haben oft ein bisschen mehr Feingefühl – das kann ein Vorteil sein“, findet sie. Ihre Entscheidung, Bootsführerin zu werden, hat sie nie bereut. Für alle Frauen in Männerberufen hat sie einen Rat: „Lasst euch von dummen Kommentaren nicht verunsichern und macht das, was euch gefällt – auch wenn es noch so untypisch ist für Frauen.“ kwo