Seite an Seite in den Tagen des Neuanfangs

von Redaktion

William und Harry zeigen sich mit ihren Frauen vor Schloss Windsor – eine Versöhnung ist das aber noch nicht

VON LARISSA SCHWEDES

London – Am Samstag wurde Charles offiziell zum König ausgerufen, doch das Bild des Tages war für die britischen Medien ein anderes: Die zerstrittenen Brüder William und Harry und ihre Frauen Kate und Meghan schlendern die Auffahrt zu Schloss Windsor entlang, schütteln ausgiebig Hände. William und Kate übernehmen die eine Seite, Harry und Meghan die andere. Royale Aufgabenteilung, als wäre alles in bester Ordnung. Kate sagte zu einer Familie hinter der Absperrung: „In Zeiten wie diesen muss man zusammenstehen.“

„The Fab Four reunited“ – die Fantastischen Vier wiedervereinigt, war eine Schlagzeile. Der Tenor in den Medien: Die Queen wäre glücklich gewesen! Man dürfe die Geste aber nicht überbewerten. „Das ist keine Versöhnung“, so ein TV-Royalty-Experte . Es habe sich um eine spontane Idee von William gehandelt: „Er hat es für seine Großmutter und seinen Vater getan.“

Es steht außer Frage, dass sich Elizabeth sehr über diese Szene gefreut hätte. Das dürfte auch der entscheidende Impuls bei Harry gewesen sein, denn zu einer letzten Umarmung auf dem Sterbebett war es am Donnerstag nicht mehr gekommen: Als der Enkel auf Schloss Balmoral eintraf, war Elizabeth schon tot.

Immerhin: Charles nutzte als König seine erste Rede explizit, um seine „Liebe zu Harry und Meghan“ zu bekräftigen. Gleichzeitig machte er allerdings Kate zur „Prinzessin von Wales“ – ein klares Bekenntnis zur Familie von Thronfolger William, mit der Harry und Meghan, die in Kalifornien leben, ein besonders kompliziertes Verhältnis haben. Unter dem Titel „Prinzessin von Wales“ war zuletzt Diana, die Mutter von Harry und William, bekannt.

„Granny“ Elizabeth hatte in Harrys Herz einen besonderen Platz. Während der Royal über die Queen und auch Prinz Philip liebevoll Anekdoten teilte, warf Harry seinem Vater Charles in einem weltweit beachteten Fernsehinterview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey vergangenes Jahr vor, ihn finanziell abgeschnitten zu haben und seine Anrufe nicht zu beantworten. Zudem unterstellten Harry und Meghan dem Königshaus Rassismus – wobei sie die Queen explizit ausnahmen.

In den vergangenen Monaten hatten Meghan und Harry ihre Spitzen gegen die Royal Family nur noch in sparsamen Dosen gesetzt. Aufreger wechselten sich ab mit glamourösen Auftritten wie zum Thronjubiläum der Queen, die eher nach vorsichtiger Annäherung aussahen.

Wie es weitergeht, darauf darf man gespannt sein. Wie eine dunkle Wolke am Horizont schwebt bereits die Aussicht auf Harrys Memoiren, die er noch in diesem Jahr veröffentlichen wollte, über dem Buckingham-Palast. Ob sich Harrys Plan nach dem Tod der Monarchin aus Rücksicht auf das trauernde Königreich ändern wird, ist offen. Die Aussicht, dass das Paar ohne die geliebte „Granny“ an der Spitze noch schärfer schießen wird, gilt ebenfalls als möglich. Sollte sich dieses Szenario bestätigen, wird man später im Rückblick vielleicht sagen, dass Harrys endgültiger Bruch mit der Familie durch den Tod der Queen erst möglich geworden ist.

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