HINTERGRUND

US-Touristen retten Händlern die Wiesn-Bilanz

von Redaktion

Die Wiesn-Besucher bringen nicht nur viel Geld auf die Theresienwiese mit, sondern auch in das Münchner Stadtleben. Vor allem Touristen sind vor dem Zeltbesuch gerne in der Innenstadt – normalerweise.

Denn dieses Jahr waren auf dem Oktoberfest nach den bisherigen Schätzungen mehrere Hunderttausend Besucher weniger als 2019. Das hat auch Auswirkungen auf den Handel. „Die Einnahmen sind nicht auf dem Vor-Krisen-Niveau“, sagt Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayerns. Das liege auch am Wetter: „Vor allem Touristen gehen vor dem Zeltbesuch gerne einkaufen. Aber wenn das Wetter schlecht ist, hat natürlich niemand Lust zu shoppen.“

Eine Ausnahme gibt es aber – den Trachtenverkauf. Hier ist alles fast wieder wie zu Vor-Corona-Zeiten. Auch wenn der große Ansturm nach zwei Jahren Pause ausblieb. Ohlmanns Erklärung: „Die meisten Leute haben sich schon vor der Wiesn mit neuen Trachten eingedeckt, weil sie zum Beispiel auf Hochzeiten oder anderen Volksfesten waren.“

Die Läden in der Innenstadt sind dieses Jahr vor allem mit internationalem Publikum gefüllt. Vor allem US-Amerikaner sind in München unterwegs. Wolfgang Fischer von CityPartner München, einer Unternehmensinitiative der Münchner Innenstadt, weiß warum: „Da der Dollar aktuell so stark ist, lohnt sich für viele ein Wiesnbesuch.“ Fischer warnt aber davor, das diesjährige Oktoberfest mit 2019 und 2018 zu vergleichen. „Das waren Rekordjahre“, sagt Fischer. „Vor dem Hintergrund der Weltpolitik und der Inflation sind wir zufrieden, auch wenn dieses Jahr etwas unter dem Durchschnitt liegt.“

Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband ist mit dieser Wiesnsaison zufrieden. „Insgesamt sind die Hotels ähnlich wie 2019 ausgelastet“, sagt Daniela Ziegler von der Dehoga Kreisstelle München. Das sei auch abzusehen gewesen, da der August sehr buchungsstark war.

Michael Hahn vom „Hotel Hahn“ an der Donnersbergerbrücke ist mit seiner Auslastung zufrieden. Aber: „Der Buchungsdruck ist im Vergleich zu den Vorjahren geringer. Die letzten Zimmer müssen wir regelrecht loswerden“, sagt er. Auch wenn zu Beginn schnell viele Zimmer gebucht wurden, habe das Hotel immer wieder kurzfristige Stornierungen hinnehmen müssen. Um diese Betten so spontan noch zu füllen, wurden die Preise tagesaktuell gesenkt, erklärt Hahn. Insgesamt sind die Zimmer aber trotzdem nicht günstiger: „Wir mussten wegen der Energiekrise die Preise anheben“, erklärt Hahn. „Deshalb wird der Durchschnittspreis wie vor der Pandemie sein.“ REBECCA HABTEMARIAM

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