Willkommen im exklusivsten Club Bayerns

von Redaktion

Vom Spitzensportler bis zur brauenden Nonne: Söder vergibt Bayerns höchsten Orden an 72 Personen

München – Schwester Doris Engelhard kam gerade von einem Klostermarkt zurück, als der Brief bei ihr ankam. Post aus der Staatskanzlei für die Ordensschwester der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie zu Mallersdorf. Dort, in dem niederbayerischen Kloster, ist die 73-Jährige die einzige bierbrauende Ordensfrau Deutschlands. „Es gibt nix Schöneres“, sagt sie über ihre Arbeit am Braukessel. Und weil sie mit ihrer bodenständigen Herzlichkeit jeden empfängt, der sich von ihr in die Geheimnisse der klösterlichen Braukunst einweihen lassen will, ist sie nun von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. Ihre Reaktion, kurz vor dem Handschlag des Ministers? Ein schelmisches Grinsen und der lapidare Satz: „Ich hab’ doch nur meine Arbeit gemacht.“

72 Personen wurden gestern im Antiquarium der Münchner Residenz mit der höchsten Auszeichnung des Freistaats geehrt. Im schönsten Renaissance-Saal nördlich der Alpen, wie Söder anmerkt. „So etwas gibt es nirgendwo sonst – und schon gar nicht in Berlin.“ Er begrüßte die Geehrten „im exklusivsten Club Bayerns“. Denn die Zahl der Ordensträger ist auf 2000 begrenzt. Rund 1500 sind aktuell vergeben, sagt Söder. An Menschen mit einem „klaren Kompass, mit Rückgrat und mit Mut zu Entscheidungen“. „Sie alle sind Vorbilder in diesen Zeiten“, betont der Ministerpräsident.

Ein Blick auf die Liste der Geehrten zeigt: Sie kommen aus allen Richtungen, aus allen Gesellschaftsschichten. Neben Schwester Doris sind darunter eine Reihe von Prominenten: Schauspieler Fritz Wepper etwa, für den der Ministerpräsident wegen dessen angeschlagener Gesundheit mit der Auszeichnung bis zum Sitzplatz kommt. „Es ist eine Bestätigung und eine Freude“, wird der gerührte Wepper später sagen. Es sind Fernsehgrößen unter den Geehrten, wie Moderator Kai Pflaume, Moderatorin Nina Ruge oder „Hubert & Staller“-Star Christian Tramitz. Söder ehrt auch Parteikollegen wie Staatskanzleichef Florian Herrmann oder die frühere Sozialministerin Carolina Trautner. Herausragende Sportler wie Ex-Eisschnellläuferin Anni Friesinger-Postma, das Rodel-Duo Tobias Arlt und Tobias Wendl oder der junge Para-Schwimmer Taliso Engel sind ebenfalls unter den Ausgezeichneten.

Und dann sind da diejenigen, die unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit wirken. Menschen wie Yasemin Günay aus Olching im Kreis Fürstenfeldbruck, die beim Münchner Hospizdienst DaSein e.V. Schwerstkranken ein würdevolles Leben in vertrauter Umgebung bis zur letzten Stunde ermöglicht. Menschen wie Anna Lamers aus Erding, heute 95 Jahre alt, die sich seit fast 50 Jahren beim Roten Kreuz engagiert und immer da ist, wenn andere Hilfe brauchen. Oder Menschen wie Sepp Stückl aus Uffing am Staffelsee, der vor 25 Jahren den ersten schwulen Plattler- und Trachtenverein der Welt gegründet hat – die „Schwuhplattler“.

Angesichts der Anfeindungen, die Stückl in den Anfangsjahren erlebt hat, hätte er nie gedacht, dass er jemals diesen Orden in der Hand halten würde. Und auch wenn laut Stückl für bekennend Homosexuelle noch immer nicht alles so ist, wie es sein soll, habe sich doch vieles zum Guten verändert. „Diese Auszeichnung ist ein gutes Signal, dass es weiter vorwärts geht“, sagt Stückl und lächelt unter seinem Filzhut. DOMINIK GÖTTLER

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