Lob aus Kiew für deutsches Flugabwehrsystem

von Redaktion

Mindestens 16 russische Raketen mit „Iris-T“ abgefangen – Wagner-Chef lobt Selenskyj als „sympathischen Kerl“

Kiew – In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Kritik aus Kiew an der deutschen Unterstützung gegeben. Zu wenig, zu zögerlich, hieß es in Richtung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Nun gab es Lob. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterstrich nach den schweren Raketenangriffen vom Montag die Erfolge der Flugabwehr. Von etwa 50 russischen Marschflugkörpern und Raketen seien 45 abgeschossen worden, sagte er per Videobotschaft. Schon jetzt müsse Russland für einen Treffer mehr Raketen einsetzen als früher.

Einen erheblichen Anteil hat offenbar das deutsche Raketenabwehrsystem „Iris-T“, von dem bereits eines von vier zugesagten Systemen im Einsatz ist. Das Lob für Iris-T brachte Selenskyj in einem Telefonat mit Bundeskanzler Scholz am Montag an. Auch Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko lobte auf Twitter: „Die heutigen Angriffe auf die Ukraine konnten nur dank der deutschen Raketenabwehr verhindert werden! 16 Raketen wurden durch Iris-T abgefangen!“ Selenskyj sagte, er habe mit Scholz über weitere Möglichkeiten gesprochen, wie Deutschland die Ukraine unterstützen könne, insbesondere bei der Erneuerung der ukrainischen Infrastruktur.

Trotz des erneuten Beschusses sei die Wasser- und Stromversorgung in Kiew wiederhergestellt, schrieb Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko in Online-Netzwerken. Die Ukraine wirft Russland „Energieterror“ vor mit dem Ziel. Putin wolle so Menschen in die EU treiben, um dort die Lage durch eine Vielzahl an Flüchtlingen zu destabilisieren, hieß es in Kiew. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte gestern derweil weitere Raketenangriffe auf die ukrainische Infrastruktur an.

Trotz Russlands Aussetzung des Getreide-Exportabkommens haben am Dienstag drei weitere Frachtschiffe mit Getreide ukrainische Häfen verlassen. Am Mittwoch soll der Export zunächst für einen Tag ausgesetzt werden. Darauf hätten sich die ukrainische, türkische und die UN-Delegation geeinigt, wie die UN mitteilte. Russland hatte das Abkommen nach den Drohnenangriffen auf die Schwarzmeerflotte am Wochenende auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Angesichts der ukrainischen Offensive bei Cherson wollen die Besatzer bis zu 70 000 weitere Menschen „neu ansiedeln und verlegen“, wie der von Moskau eingesetzte Gouverneur von Cherson, Wladimir Saldo, am Dienstag mitteilte. Betroffen sind demnach die Menschen auf einem 15 Kilometer breiten Streifen östlich des Flusses Dnipro. Saldo erklärte die neuen Evakuierungen mit dem Risiko eines „möglichen Raketenangriffs“ auf einen Staudamm an dem Fluss. Die Ukraine wirft Russland vor, den Staudamm selbst für eine Sprengung vermint zu haben, um die ukrainische Offensive durch Überschwemmungen zu stoppen.

Japans Ministerpräsident Fumio Kishida warnte Russland vor einem Einsatz von Atomwaffen. Entsprechende Signale Russlands seien „sehr beunruhigend“, sagte er gestern in Tokio nach einem Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Steinmeier dankte Kishida für die „klare Haltung“.

Aufhorchen lässt ein Interview von Jewgeni Prigoschin, dem Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, mit einem russischen Journalisten. Prigoschin bezeichnete Selenskyj als „harten, pragmatischen und sympathischen Kerl“. Beobachter werten das als Affront gegen Wladimir Putin und als Aufforderung, mit Selenskyj zu verhandeln. Experten sehen in der Aussage zudem einen Beweis für die zunehmende Macht Prigoschins – und für seine politischen Ambitionen. Prigoschin wird nachgesagt, Putin als Präsident beerben zu wollen. Zuletzt hatte der Wagner-Chef Russlands Eliten vorgeworfen, in einem „Zustand der Bequemlichkeit“ zu leben. „Solange die Oligarchen-Kinder nicht in den Krieg ziehen, gibt es keine komplette Mobilisierung.“  wha

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