Aschau – Die Nachricht, dass im Mordfall Hanna W. (23) ein Tatverdächtiger gefasst ist, verbreitete sich am Wochenende wie ein Lauffeuer in Aschau im Chiemgau. Knapp sieben Wochen nach dem gewaltsamen Tod der Medizinstudentin macht sich nun die Hoffnung breit, dass der Fall bald gelöst sein könnte.
Kirchgänger, Wanderer – überall sei die Festnahme Gesprächsthema Nummer eins gewesen, berichtet der Fotograf Rainer Nitzsche, der selbst vom Samerberg nahe Aschau kommt, am Sonntag. „Das Verbrechen ist noch allgegenwärtig, die Hoffnungen auf einen Fahndungserfolg waren groß – und sind nun gewachsen. Alle Leute waren über das Geschehen bestens informiert. Dennoch überwiegt die Meinung, dass es noch zu früh ist, zu sagen, ob der wahre Täter gefunden worden ist.“ Aber die Hoffnung sei nach der Festnahme eben groß. „Alle Leute sind heute noch sehr, sehr erschüttert“, erklärt Nitzsche.
Aschaus Bürgermeister Simon Frank warnt davor, den Fall zu früh als gelöst zu betrachten. Das Gemeindeoberhaupt war am Samstag sowohl privat als auch beruflich in Aschau unterwegs – und wurde überall darauf angesprochen: „Es hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Menschen haben fast euphorisch reagiert, schildert er. Das sieht Frank mit leichter Sorge. Er plädiert, lieber „vorsichtigen Optimismus“ walten zu lassen. Noch sei nichts zweifelsfrei bewiesen. Tatverdächtig heiße ja nicht überführt. Der Inhaftierte könne sich immer noch als unschuldig herausstellen. „Lassen wir die Polizei erst ihre Arbeit machen“, rät Frank, der in Kontakt mit Hannas Familie steht.
Markus Wunderlich, Chef des Clubs „Eiskeller“, in dem Hanna W. kurz vor ihrem Tod gefeiert hatte, reagiert ebenfalls sehr verhalten auf die Neuigkeit. „Es ist fast noch zu früh, dazu etwas zu sagen. Natürlich sind wir froh, wenn der Fall aufgeklärt wird. Aber der Mann ist ja noch nicht überführt.“
Wie sehr der Fall auch über Aschau hinaus Entsetzen ausgelöst hat, zeigen die Gespräche mit Gästen, die am Wochenende im Chiemgau waren. Stefan Mühle (56) lebt in Hessen, ist aber seit 40 Jahren regelmäßiger Gast im Chiemgau. „Da ich auch schon einmal im ,Eiskeller‘ war, hat mich die Nachricht von der schlimmen Tat über Freunde und soziale Netzwerke erreicht“, sagt er. „Natürlich bin ich jetzt froh, dass sich der Fall vor der Auflösung befindet. Meine Gedanken sind immer noch bei der Familie.“
Auch Martin Jungbauer (38) aus Grafing bei München war schon im „Eiskeller“. „All meine vielen Bekannten und Freunde in Prien und Umgebung hat dieser Fall im wahrsten Sinne sprachlos gemacht“, sagt er. Dass der Täter jetzt womöglich gefunden sei, „erleichtert mich und bestimmt alle Leute in Aschau und im Chiemgau“. ck/hö/ni