München – Jetzt wird’s zapfig: Für diese Woche sagen Meteorologen Minusgrade voraus, und es könnte etwas Schnee fallen. Die Kälte wird vielen Menschen zusetzen – zumal nicht nur draußen, sondern immer öfter auch drinnen frösteln angesagt ist. In vielen Büros und Privatwohnungen sind die Heizungen heruntergedreht worden, um Energiekosten zu senken. Doch diese Sparmaßnahmen haben mitunter ihren Preis: Sensible Menschen leiden unter gefühlt zu niedrigen Temperaturen, manche werden sogar krank. In unserer Zeitung erklären Mediziner, wie sich Kälte auf den Körper auswirkt, welche gesundheitlichen Probleme drohen, wer besonders gefährdet ist und wie man sich am besten wappnen kann.
Auch wenn die Symptome meist harmlos ausfallen – sinkende Temperaturen setzen Millionen Menschen zu. Sie sind oft etwas müder als an wärmeren Tagen, schlafen etwas schlechter, haben mitunter leichte Kreislaufprobleme. Für Menschen mit Herzproblemen können Minusgrade zu einem ernsten Problem werden. „Starke Kälte belastet die Herzkranzgefäße, indem sich die Gefäße verengen und die Blutversorgung des Herzmuskels vermindern. Er bekommt dadurch weniger Sauerstoff. Gleichzeitig werden auch die Gefäße im übrigen Körper verengt. Das hat einen Blutdruckanstieg zur Folge, sodass das Herz gegen einen größeren Widerstand anpumpen muss“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der renommierten Deutschen Herzstiftung, Professor Thomas Voigtländer. Die Folgen können dramatisch sein. So belegen Statistiken, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Winter besonders häufig auftreten, darunter potenziell tödliche Herzinfarkte. „Darüber hinaus existieren erste Hinweise auf ähnliche Zusammenhänge zwischen der kälteren Jahreszeit und dem häufigeren Auftreten von Schlaganfällen, Lungenembolien und bestimmten Herzrhythmusstörungen“, berichtet Voigtländer.
Auch andere Organe können unter der Kälte leiden, beispielsweise Nase, Atemwege und die Lunge. „Kälte sorgt für trockene Luft. Diese trocknet wiederum die Schleimhäute aus, macht sie durchlässiger für Krankheitserreger. Die Eintrittspforte zum Körper wird sozusagen weiter geöffnet“, erklärt der Münchner Allgemeinmediziner Dr. Markus Frühwein. Zudem sollten gerade ältere Menschen auf der Hut sein, wenn es glatt wird. „Sie sind bei Stürzen besonders gefährdet“, berichtet der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Sebastian Torka. Zu den häufigen Verletzungen zählen Oberschenkelhals- oder Oberarmkopfbrüche. In vielen Fällen müssen die Opfer operiert werden, erhalten oft eine Hüft- oder Schulterprothese. Wer seinen Rücken ungeschützt der Kälte aussetzt, der riskiert muskuläre Verspannungen. „Die Betroffenen haben kurzfristig mit Bewegungseinschränkungen und mitunter sogar ziemlich heftigen Schmerzen zu kämpfen“, weiß der Wirbelsäulen-Spezialist Dr. Reinhard Schneiderhan. „Wenn sich die Verspannungen hartnäckig halten, können auch Fehlstellungen einstehen, die wiederum die Nervenwurzeln bedrängen.“ Die Haut produziert bei Kälte nicht mehr so viel Talg. „Dadurch wird sie spröder“, weiß Dermatologe Dr. Christoph Liebich. „Durch die trockene Heizungsluft wird das Problem oft noch verstärkt. Das gilt insbesondere für die Hände.“
Im Winter haben Infekte Hochkonjunktur. Dabei spielt auch die Kälte eine Rolle. Zwar lösen geringe Temperaturen Infekte nicht direkt aus, aber sie begünstigen oftmals deren Entstehung. Denn bei trockener Luft, verengten Blutgefäßen und einer schlechteren Durchblutung können sich Viren leichter im Körper einnisten, vermehren und Schaden anrichten. Dazu kommt, dass wir uns verstärkt drinnen aufhalten und sich die Erreger beispielsweise in überfüllten U-Bahnen und Bussen leicht verbreiten können. Rund 200 verschiedene Viren können Erkältungen hervorrufen – in etwa 30 bis 50 Prozent stecken Rhinoviren dahinter. „Die Inkubationszeit – also die Zeit, bis die Erkrankung ausbricht – reicht meist von einem bis zu vier Tagen“, erklärt Professor Martin Canis, der HNO-Chefarzt des LMU Klinikums.
Besonders wachsam sollten in den Wintermonaten Patienten mit Bluthochdruck und Herzschwäche sein“, rät Herzstiftungs-Chef Voigtländer. Zudem sollten Menschen auf der Hut sein, die schon mal einen Herzinfarkt erlitten haben, an Vorhofflimmern leiden oder an tiefen Beinvenenthrombosen erkrankt sind.