Doha – Wie ein Sportereignis wahrgenommen wird, das liegt auch in den Händen derer, die darüber berichten. Eine Typologie der WM-Journalist(inn)en – mit einem Augenzwinkern so wahrgenommen von unserem Reporter Günter Klein.
Argentinien: Einige tragen Maradona-Tattoos, alles ist mystisch für sie. „Leo“, richtet eine Reporterin ihre Frage an Messi, „hat Diego uns von oben geholfen?“
Brasilien: Immer unter Strom, interviewen sie sich auch gegenseitig. Bemerkenswert: Einer wies Trainer Tite mit einer Grundsatzrede zurecht: „Wir haben kein Interesse an einem bestimmten Abschneiden der Mannschaft, wir bieten einfach verschiedene Blickwinkel.“
Uruguay: Uns fiel eine junge Journalistin auf: Nationaltrikot, die Wangen angemalt, Flagge um den Körper gelegt. Ein ergrauter Kollege eskalierte mit seinen Uruguay-Anfeuerungen und seiner Verbitterung über das Vorrunden-Aus auf der Pressetribüne.
Subsahara-Afrika: Reporter aus Senegal, Ghana und Kamerun pflegten einen ironischen Umgang, in dem sie das jeweilige andere Land als Fußball-Diaspora bezeichneten. Sie standen souverän über allen Dingen.
Marokko: Ständig perplex ob des Höhenflugs ihres Teams. Kleideten sich in Nationalfarben, spendeten dem Trainer Applaus, hatten keine Fragen, wollten nur Stellungnahmen zu ihrem Stolz anbringen.
USA: Hochprofessionell und selbstironisch. „One more week to stay here“, also noch eine Woche hierbleiben, sagten sie lachend zueinander, nachdem ihr Team sich fürs Achtelfinale qualifiziert hatte.
Russland: Wurde für die WM-Playoffs nicht zugelassen, Presse aus dem Land, das einen Angriffskrieg führt, war aber da. Eine Handvoll junger Reporter, nicht weiter auffallend.
Deutschland: Tapfer bemüht, die gesellschaftspolitischen Themen nicht aus den Augen zu lassen. Nervten die WM-Organisatoren im „Supreme Committee“ mit kritischen Anfragen, das Komitee nervte zurück, indem es schwieg.