Weihnachten ohne Christbaum – das kommt für die Deutschen nicht infrage: 84 Prozent der Bundesbürger schmücken über die Feiertage ihr Zuhause mit einem Weihnachtsbaum. Verkauft wurden in den letzten Jahren mehr als 29 Millionen Christbäume bundesweit – in Bayern waren es rund vier Millionen. Für dieses Jahr will Thomas Emslander, Vorsitzender des Vereins Bayerische Christbaumanbauer, noch keine Prognose abgeben. Aufgrund von Inflation und hoher Energiepreise hätten die Händler verhalten bestellt, sagt er, „etwa zehn bis 15 Prozent weniger als in den vergangenen Jahren“.
Vielleicht wird bei manchem nun wieder eine Fichte im Wohnzimmer stehen, ist sie doch ein gutes Stück billiger als die Nordmanntanne, die seit den 80er-Jahren der beliebteste Weihnachtsbaum der Deutschen ist. Die Tanne, die trotz ihres Namens nicht aus Skandinavien, sondern aus dem Kaukasus stammt, kam in den vergangenen Jahren auf einen Marktanteil von satten 85 Prozent. „Bei den Kunden ist sie deshalb so beliebt“, sagt Emslander, „weil sie sehr ebenmäßig wächst und über ein sehr hohes Nadelhaltevermögen verfügt.“
Der traditionelle Weihnachtsbaum aber ist die Nordmanntanne nicht, sie wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts nach Westeuropa eingeführt. Wobei es den einen, ursprünglichen Weihnachtsbaum nicht gibt. Anfangs wurde schlicht das in die Stube gestellt, was im Winter grün war: Buchsbaum, Tanne, Fichte, Eibe, Stechpalme und vieles andere mehr. Und es wurde das genutzt, was leicht zu finden war. In Bayern war das seit Mitte des 18. Jahrhunderts vor allem die Fichte, die zunehmend angepflanzt wurde, um die übernutzten Mischwald-Bestände rasch wieder aufzuforsten. Die schnell wachsende Fichte, eigentlich ein Baum der höheren Lagen, gelangte so auch ins Tiefland und wurde zum dominierenden Baum der bayerischen Wälder. Thomas Emslander ist deshalb sicher, dass es im 19. Jahrhundert, als der Weihnachtsbaum das bayerische Königreich erreichte, vornehmlich die Fichte war, die zum Christbaum geschmückt wurde.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Fichte der beliebteste Weihnachtsbaum, bevor sie erst von der Kiefer und schließlich von der Nordmanntanne abgelöst wurde. Letztere mag ihre Nadeln länger halten, aber sie hat auch einen Nachteil, erzählt Emslander: Sie riecht nicht. Wer hingegen einen Weihnachtsbaum sucht, der nach Wald und Harz duftet, der sollte eine Fichte wählen. oss