„Putin ist ein dankbares Opfer“

von Redaktion

4 FRAGEN AN

Krieg und Humor – wie geht das zusammen? Wir haben unseren Karikaturisten Heiko Sakurai gefragt.

Herr Sakurai, wie gehen Sie mit dem Krieg in der Ukraine um?

Karikaturen als politische Kommentare sollten grundsätzlich mit allem umgehen können. Aber klar: Wenn es um Krieg in Europa geht, fehlt die Leichtfüßigkeit.

Inwiefern?

Ich mache mir intensive Gedanken darüber, was ich zeichne und was ich damit auslöse. Es darf keinesfalls der Eindruck entstehen, ich wolle über den Krieg an sich scherzen oder etwas bagatellisieren. Natürlich gibt es verschiedene Dimensionen: Man kann leichter über die Versäumnisse in der Bundeswehr zeichnen als über zerbombte Innenstädte.

Klingt, als sei Ihr Job schwieriger geworden…

Man kann es sich einfach nicht leisten, daneben zu greifen. Das klarste No-Go ist, über Opfer dieses Krieges zu scherzen. Wenn ich merke, dass diesbezüglich der geringste Interpretationsspielraum besteht, bin ich gerne bereit, eine Karikatur zurückzuziehen. Tendenziell bin ich beim Zeichnen aber eher zu skrupulös als zu kaltblütig.

Ist es schwierig, immer neue Zugänge zum gleichen Thema zu finden?

Schon. Aber im Zweifel können wir uns immer auf Putin und seinen langen Tisch zurückziehen. Natürlich fragt sich, ob man solchen Leuten einen Gefallen tut, indem man sie durch Karikaturen menschlich macht, also das Monster schrumpft. Das wurde auch zu Hitlers Zeiten in Großbritannien diskutiert. Für mich ist es wichtiger, Menschen wie Putin auf den Boden ihrer Möglichkeiten zurückzuholen. Er ist ein dankbares Satire-Opfer. Aber wenn ihm eine Kreml-Zinne auf den Kopf fiele, wäre ich über den Verlust der Comic-Figur nicht sehr traurig. mmä

Neue Karikaturenbände

von Heiko Sakurai und Klaus Stuttmann sind im Schaltzeit Verlag erschienen.

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