Dass Belarus’ und Russlands Machthaber eine enge Verbindung pflegen, wird bei gemeinsamen Treffen stets deutlich. Meist bleibt es nicht nur bei dem obligatorischen Handschlag zwischen Alexander Lukaschenko und Wladimir Putin, sondern es folgt eine innige Umarmung.
Der Ukraine-Krieg hat nur wenig an der brüderlichen Verbundenheit der ehemaligen Sowjetstaaten gerüttelt. Das dürfte auch daran liegen, dass Lukaschenko militärisch, politisch und wirtschaftlich abhängig vom Kreml ist. Daher wird immer wieder darüber diskutiert, ob belarussische Soldaten bald an der Seite ihrer russischen Kameraden gegen die Ukraine kämpfen. Lukaschenko erklärte zwar erst Ende Dezember bei einem Treffen mit Putin, dass er nicht plant, seine Soldaten an die Front zu schicken. Doch die Opposition in Belarus zeichnet ein ganz anderes Bild.
Für eine mögliche Mobilmachung seien die Vorbereitungen bereits weit fortgeschritten, erklärt der im Exil lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschka dem „RND“. „Militärübungen der russischen Streitkräfte, einschließlich Übungen zur Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften Russlands und von Belarus, finden regelmäßig statt“, sagt Latuschka. Minsk müsse auf Befehl Moskaus nur noch auf den Knopf drücken, und die Mobilmachung beginne.
Am Freitag besuchte Lukaschenko die gemeinsame russisch-belarussische Truppe. Sein Fazit: Die dortigen Erfahrungen des Militärs haben „große Bedeutung für Belarus“. Zuletzt mehrten sich die Spekulationen, dass russische Truppen über Belarus die ukrainische Hauptstadt Kiew angreifen könnten. Bereits zu Beginn des Einmarschs wurde belarussisches Staatsgebiet als Ausgangspunkt für russische Angriffe genutzt. Nur zweieinhalb Autostunden trennt die belarussische Grenze von Kiew.
Für die Ukraine gab es auch zum Tag der orthodoxen Weihnacht (7. Januar) Raketenhagel statt Weihnachtssegen. Eigentlich hatte Putin von seiner Seite aus eine 36-stündige Feuerpause angeordnet – doch die Ukraine vermeldet trotzdem Beschüsse. „Sie haben irgendetwas von einer angeblichen Feuerpause gesagt, doch die Realität ist, dass russische Geschosse erneut Bachmut und andere ukrainische Positionen getroffen haben“, sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Auch direkt nach dem Ende der (Nicht-)Feuerpause wurden in der Nacht erneut ukrainische Städte beschossen – darunter Gebiete im Osten sowie im Süden Cherson und Saporischschja. Zwei Menschen kamen ums Leben. LEONIE HUDELMAIER