Holzhäuser als CO2-Speicher und Fleisch aus dem Drucker

von Redaktion

Der Physiker und Wissenschaftsjournalist Ulrich Eberl hat für uns fünf Beispiele zusammengestellt, die für eine bessere Zukunft stehen. Vieles, sagt er, sei leicht umzusetzen – wenn wir wollen. Aber es muss schnell gehen, denn die Welt hat das Thema Klimaschutz zu lange verschlafen und die Zeit drängt. „Wir müssen unser Klima-Problem in den nächsten 20 Jahren lösen“, sagt Eberl (siehe Interview oben).

. Gebäude als CO2-Speicher

Im Bauholz ist das Kohlendioxid (CO2) gespeichert, das die Wälder aus der Luft holen, und gelangt so jahrzehnte- und sogar jahrhundertelang nicht mehr in die Atmosphäre. In Hamburg wird derzeit ein 70 Meter hohes Holz-Hochhaus mit über 180 Wohnungen gebaut, in Wien steht schon eines mit über 80 Metern Höhe. Zehn Prozent des deutschen Holzeinschlags würden für über 200 000 Wohnungen reichen, derzeit bauen wir 250 000 Wohnungen im Jahr – das in Deutschland wachsende Holz würde dafür locker ausreichen.

. Ernährung

80 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche werden für die Fleischproduktion genutzt – direkt über Weiden oder indirekt über Futter. Weniger Fleisch zu essen ist also ein wichtiger Faktor. Aber man kann auch die Rinder klug ernähren. Wenn man Rindern pro Tag 60 Gramm einer Rotalge verfüttert, das ist weniger als ein Prozent ihres Grünfutters, dann sinkt ihr Methan-Ausstoß um 80 Prozent. Methan ist ein 28 mal stärkeres Treibhausgas als CO2. Ein einziges rülpsendes Rind verursacht mehr Treibhausgase als ein Benzin-Pkw, der 12 000 km im Jahr fährt. Die Rotalge lässt sich in Meerwassertanks gewinnen, ein Start-up in Schweden hat damit bereits begonnen. Für unsere eigene Ernährung gibt es Entwicklungen, aus pflanzlichen Proteinen via 3D-Drucker vegane Pseudo-Steaks zu drucken. Zudem gibt es Projekte, in Bioreaktoren aus tierischen Zellen Fleisch zu züchten – ohne Tierleid und Flächenverbrauch.

. CO2-Speicherung

In Island gibt es riesige Staubsauger, die über Ventilatoren Luft ansaugen und das CO2 abtrennen. Dann wird es unterirdisch in Basaltgestein gepresst. (Anmerkung der Redaktion: „Orca“ nennt sich das Projekt mit der weltgrößten Anlage zur direkten Kohlendioxid-Entnahme aus der Atmosphäre. Das Kraftwerk stammt von der Schweizer Firma Climeworks und wird vollständig mit erneuerbarem Strom betrieben.) Doch da werden pro Jahr nur ein paar tausend Tonnen (zuletzt etwa 4000) gespeichert – wir blasen aber weltweit mehr als 40 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft! Zudem ist das Verfahren teuer. Projekte, das CO2 direkt an Industrieanlagen abzutrennen und etwa unter dem Meeresboden, in ehemaligen Erdgaslagerstätten, zu speichern, könnten sich jedoch mit steigendem CO2-Preis zunehmend lohnen.

. Kernfusion

Es geht hier darum, die Kraft der Sonne auf die Erde zu holen. Das ist sicher eine Energiegewinnung der Zukunft – nur wird es nicht schnell genug kommen, um unser Klima zu retten. Selbst optimistische Fachleute gehen davon aus, dass es frühestens ab 2040 ein Kraftwerk geben wird, das einigermaßen kommerziell funktioniert.

. Photovoltaik

In Deutschland haben wir auf unseren Dächern noch Platz für Solarmodule mit 200 Gigawatt Leistung – dreimal mehr, als wir bis heute insgesamt installiert haben. Dazu kommen noch einmal etwa 200 Gigawatt auf Flächen, auf denen zugleich Landwirtschaft betrieben werden kann. Unter schräg stehenden Solarflächen kann man problemlos Gemüse anpflanzen oder Tiere weiden lassen. Rohstoffe wie Silizium, Lithium und Seltene Erden, die man für Photovoltaik, Batterien und Generatoren braucht, gibt es in vielen Ländern; nicht nur in China, sondern auch in Australien sowie in Nord- und Südamerika, sodass wir nicht wie bei Öl und Gas in einseitige Abhängigkeiten rutschen. Zudem lassen sich wichtige Komponenten von Wind- und Solaranlagen und Batterien gut recyceln.

ULRICH EBERL

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