„Schneereiche Winter werden künftig weniger“

von Redaktion

6 FRAGEN AN

Christoph Mayer ist Gletscherforscher an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er erklärt, wie sich nicht nur Gletscher, sondern auch unsere Winter verändern – und damit auch der Wintersport.

Die Streif als weißer Kunstschnee-Streifen: Ist das der gruselige Blick in die Zukunft?

Für alle, die gerne Ski fahren, bestimmt. Aber wir sollten uns daran gewöhnen. Die Niederschläge werden zwar nicht abnehmen, es wird aber wärmer sein. Bis in niedere Lagen schneit es dann entweder gar nicht, oder der Schnee bleibt nicht mehr lange liegen. Warme Luft lässt auch Kunstschnee schmelzen.

Schneesicherheit von Dezember bis März: Wo gibt es das dann noch?

In Skigebieten unterhalb von 1500 Metern sehen wir die Probleme ja jetzt schon. Langfristig werden auch Höhenlagen von 1800 bis 2000 Metern stärker betroffen sein, und so bleiben in Bayern nicht mehr viele schneesichere Optionen:Zugspitze, Nebelhorn und Fellhorn.

Die Schneefallgrenze soll immer rasanter steigen …

Man muss differenzieren. Für den Wintersport zählt die aktuelle Schneefallgrenze, also in welchen Lagen Schnee fällt und ab wann es nur noch regnet. In den nächsten Dekaden werden schneereiche Winter wie 2019 nicht mehr die Regel sein. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht mehr geben wird. Wie Winter aussehen, wird stärker variieren.

Welche Schneefallgrenze erforschen Sie?

Klimatische Schneegrenzen, die die Existenzhöhe der Gletscher beschreiben. In den Alpen liegt die je nach Region zwischen 2500 und 3200 Metern. In den vergangenen 100 Jahren hat sie sich um 300 Meter nach oben verschoben. In 50 Jahren wird sie wohl weitere 200 Meter höher liegen.

Verlagert sich der Winter mehr Richtung Frühling?

Weihnachtliches Tauwetter ist üblich. Eine Prognose ist fehleranfällig, dafür gibt es keine Muster. Es kommt darauf an, wie Hoch- und Tiefdruckgebiete zusammenwirken. Ob es schneit, kann von einem Zehntelgrad abhängen. Und ob der Schnee liegen bleibt, kommt ebenfalls auf die Temperatur an.

Was heißt das für den Wintersport?

Sicher ist: Die Häufigkeit der Kälteperioden wird abnehmen. Damit wird es häufiger regnen als schneien. Je weiter diese Entwicklung fortschreitet, desto weniger wird sich der Skibetrieb lohnen. Der Einsatz von technisch möglichen Schneeerzeugern bei dauerhaften Plusgraden wäre energetisch hirnrissig, Skipässe wären dann unbezahlbar.

Interview: Cornelia Schramm

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