München – Im Vergleich zu vielen anderen Eingriffen ist die Erfolgsquote beim Gelenkersatz eindrucksvoll: Weit über 80 Prozent der Patienten sind mit ihrer Endoprothese zufrieden. So nennt man die Ersatzteile aus Metall, Kunststoff und/oder Keramik, die dauerhaft im Körper verbleiben. Sie geben Arthrose-Patienten nach Jahren des Leidens in der Regel viel Lebensqualität zurück. Der Eingriff ist oft bis ins hohe Alter möglich, inzwischen sind etwa 40 Prozent der Operierten 75 oder älter.
Doch zur Wahrheit gehört auch: Bei aller Routine ist das Einsetzen eines künstlichen Gelenks kein Selbstläufer. Die Operation erfordert viel Fachwissen und Erfahrung – auch für den Fall, dass bei der OP oder danach mal etwas nicht nach Plan läuft.
Josef Pfefferer aus Monheim im schwäbischen Landkreis Donau-Ries gehört zu jenen, deren Leidensgeschichte nach dem Eingriff weitergeht. Bei ihm laufen in einer bayerischen Klinik gleich zwei Gelenkersatz-Operationen schief. Zuerst an der Schulter, dann am Knie.
Der 73-Jährige hat sein Leben lang hart gearbeitet, eine Lehre als Automechaniker gemacht, später erfolgreich ein mittelständisches Transportunternehmen geführt. Dass er sich nie schonte, hinterließ Spuren. „Mein rechtes Knie hat mir schon seit einigen Jahren Probleme bereitet – und dann bin auch noch daheim im Garten auf die linke Schulter gestürzt“, erzählt der frühere Firmenchef.
Pfefferer sucht Rat in einer orthopädischen Klinik in Schwaben. Dort empfehlen ihm die Mediziner für beide vorgeschädigten Gelenke eine Endoprothese. Der Monheimer fackelt nicht lange. „Was sein muss, muss sein. Ich bin es gewohnt, Entscheidungen zu treffen. Also habe ich erst die Schulter machen lassen und dann das Knie.“
Mit der neuen Schulter kommt Pfefferer zunächst ordentlich zurecht – bis er sich eines Nachts im Bett umdreht und plötzlich ein lautes Knacken hört. „Ich habe mir gleich gedacht: Jetzt ist irgendetwas in meiner Schulter passiert.“
Die Selbstdiagnose bestätigt sich leider. Pfefferer, der inzwischen das Vertrauen in seinen Operateur verloren hat, wird im Endoprothetik-Zentrum der München Klinik Bogenhausen vorstellig. Das Team um Chefarzt Dr. Ludwig Seebauer und seinen leitenden Oberarzt, Privatdozent Dr. Christian Suren, gilt als besonders erfahren, wenn es um schwere Fälle geht. „Bei Herrn Pfefferer hatte sich der Prothesenteil am Schulterblatt vollständig gelockert, eine verankernde Schraube war gebrochen. Wir mussten die losen Teile während eines arthroskopischen Eingriffs bergen. Zudem bestand der Verdacht auf eine Infektion“, berichtet Schulter-Spezialist Seebauer, der seit 35 Jahren Gelenkersatz-Operationen durchführt.
Die Spezialisten entfernen neben den Schrauben auch den Prothesenschaft aus dem Oberarmknochen und setzen Pfefferer ein Provisorium ein, um die Bakterien mit Antibiotika zu bekämpfen. Als die Infektion abgeklungen ist, kommt Pfefferer erneut unters Messer. „Wir haben das Schulterblatt mit Eigenknochen aus dem Beckenkamm wieder aufgebaut, um darin die neue Prothese sicher verankern zu können – es hat alles gut geklappt“, erzählt Infekt-Experte Suren.
Für den Patienten ist die OP-Serie eine gehörige Tortur. Doch damit nicht genug. Auch das neue Knie funktioniert nicht wie erhofft. „Ich hatte ständig Schmerzen, über Monate ist es nicht besser geworden“, erinnert sich Pfefferer. Also humpelt der leidgeprüfte Patient erneut zu den Spezialisten in die München Klinik.
Das frustrierende Ergebnis: „Leider war die Knieprothese so eingesetzt, dass Herr Pfefferer ein O-Bein aufwies. Dadurch kam es zu einer Instabilität der Bänder auf der Innenseite und zu chronischen Schmerzen“, erklären Seebauer und Suren.
Und wieder liegt Pfefferer auf dem OP-Tisch. Die Bogenhauser Ärzte ersetzen die falsch eingebaute Knieprothese durch eine neue – ein sogenanntes teilgekoppeltes Implantat, das für höhere Stabilität und für eine gerade Beinachse sorgt.
Josef Pfefferer ist dankbar: „Heute funktioniert die Schulter wieder einwandfrei, auch mit meinem neuen Knie komme ich viel besser zurecht.“ Nun freut er sich darauf, wieder öfter in seine Ferienwohnung nach Oberstdorf zu fahren. gemeinsam mit Ehefrau Rosmarie (71). Die beiden sind bereits seit 52 Jahren verheiratet. Dass sie dort wieder längere Spaziergänge genießen können, ist übrigens auch für Pfefferers Frau kein Selbstläufer. Sie hatte sich kürzlich das Knie ramponiert, musste am Innenmeniskus operiert werden. So führte der Weg der Pfefferers in die Allgäuer Berge einmal mehr über München. „Für uns war es am Ende jeder Kilometer wert“, sagt Josef Pfefferer.