München – Manchmal lässt sich eine Gelenkersatz-Operation nicht vermeiden. Aber wenn schon, dann sollte es ein Operateur sein, der den Eingriff wirklich draufhat. Für den Laien ist es durchaus schwierig, das zu erkennen. Es gibt aber Anhaltspunkte.
. Erkundigen Sie sich nach den Fallzahlen
Übung macht den Meister, das belegen auch Studien. Danach ist die Komplikationsrate geringer, wenn sowohl in der Klinik als auch vom Operateur selbst mehr als 50 Operationen pro Jahr durchgeführt werden. Viele Spezialisten übertreffen diese Mindestmenge zum Teil deutlich.
Allerdings: Masse bedeutet nicht automatisch auch Klasse. Welches Konzept hat der Operateur bzw. das Krankenhaus für die Zeit nach der OP, und wie gut sind sie für Komplikationen gerüstet? Ärzten oder Klinikmitarbeitern fällt kein Zacken aus der Krone, wenn sie ihren Patienten diese Fragen ausführlich beantworten. Falls dies nicht geschieht, ist es eventuell besser, noch mal in einer anderen Klinik vorbeizuschauen. Gerade in München gibt es eine ganze Reihe von guten Gelenkersatz-Zentren.
. Checken Sie das Gütesiegel der Klinik
Im Bemühen um eine hohe Behandlungsqualität lassen sich die meisten ambitionierten Endoprothetik-Zentren zertifizieren. Dabei checken unabhängige Prüfer des Experten-Netzwerks Endocert, ob ein Krankenhaus auch wirklich alle Qualitätskriterien erfüllt. Dahinter stehen die renommierte Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Mehr Infos dazu gibt es im Internet unter www.endocert.de.
. Holen Sie sich im Zweifel eine Zweitmeinung
Sie haben als Patient das Recht dazu – und ein seriöser Mediziner nimmt es nicht krumm, dass Sie sich noch von einem Kollegen beraten lassen. Lassen Sie sich nicht zu einer Operation drängen: Vorsicht ist geboten, wenn Ihnen der Arzt lieber heute als morgen ein neues Gelenk einsetzen will. Den Zeitpunkt der OP sollte in der Regel der Patient bestimmen und nicht der Operateur. Denn nur in wenigen Fällen liegt selbst bei schwerer Arthrose ein Notfall vor. Auf ein paar Wochen kommt es meistens nicht an. Allerdings sollte man den Eingriff auch nicht zu lange hinausschieben, weil sich sonst die Erfolgschancen der Operation verschlechtern können – unter anderem durch den Abbau von Muskulatur.
. Informieren Sie sich über das Gesamtkonzept
Eine gelungene Operation ist sehr wichtig – aber nur der erste Schritt auf dem Weg zurück in ein schmerzfreies Leben. Auch die Nachbehandlung im Krankenhaus und die Rehabilitation sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Daher ist es empfehlenswert, sich über die entsprechenden Konzepte der Kliniken bzw. der Ärzte zu informieren. Das ist wichtiger als die Qualität des Essens oder ein besonders schickes Zimmer.
. Fragen Sie nach dem Krisenmanagement
Die Gesamtkomplikationsrate bei Gelenkersatz-Eingriffen ist gering, sie liegt bundesweit bei rund fünf Prozent, und in professionell geführten Kliniken müssen nur ein bis zwei Prozent der Patienten erneut operiert werden. Das Risiko erscheint gering – solange man nicht selbst betroffen ist.
Deshalb sollte man den Ärzten die Frage stellen, welchen Krisenplan sie für den Notfall haben. Wie viel Erfahrung haben sie beispielsweise bei der Behandlung von Protheseninfekten, welche anderen medizinischen Fachabteilungen, beispielsweise Intensivmedizin oder Kardiologie, sind in dem Krankenhaus vorhanden? ANDREAS BEEZ