Im Netz läuft der Krieg bereits auf Hochtouren

von Redaktion

Taipeh – Während die Welt rätselt, ob und wann China angreift, hat der Krieg zwischen Peking und dem Inselstaat Taiwan digital längst begonnen: Taiwan ist das am stärksten von Fake News betroffene Land der Welt, heißt es in einer Studie des Varieties of Democracy Institute in Schweden. Demnach wird kein Land öfter von Falschinformationen aus dem Ausland attackiert als Taiwan. Durch den Informationskrieg werde das demokratische System immer wieder beeinträchtigt, warnte auch Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen vor der letzten Kommunalwahl. China „tyrannisiere“ seinen Nachbarn, sagte sie – und verglich das Vorgehen Xi Jinpings mit Russlands Invasion in der Ukraine.

Bereits im Jahr 2018 stiftete eine Desinformationskampagne aus China Chaos. Als wegen eines Taifuns tausende Menschen auf dem japanischen Flughafen Kansai festsaßen, nutzte Peking die Gunst der Stunde: Obskure Nachrichtenseiten berichteten, dass die taiwanische Regierung ihre Bürger nicht retten würde. Einige Blogger lobten gleichzeitig in sozialen Medien Chinas Regierung, die gleich Busse losgeschickt habe, um ihre Bürger zu evakuieren. Einige taiwanische Touristen hätten sich als Chinesen ausgegeben, um an Bord gehen zu können. Das Gerücht verbreitete sich schnell in Taiwans Medien – und der Druck auf die Regierung stieg so immens, dass ein taiwanischer Diplomat Selbstmord beging.

Erst später stellte sich heraus, dass viele Profile, die in den sozialen Medien über den Vorfall berichteten, nicht echt waren – und das Nachrichtenportal, das die Gerüchte in die Welt setzte, in enger Verbindung zur Kommunistischen Partei Chinas stand. Videos vom Flughafen waren gefälscht, die chinesischen Busse gab es nicht, das Versagen der taiwanischen Regierung war frei erfunden.

Mittlerweile gehören Angriffe über das Internet ebenso zu Pekings Provokationen wie die Kampfjets in der Taiwanstraße. Der Besuch der US-Demokratin Nancy Pelosi, damals Vorsitzende des Repräsentantenhauses, in Taiwan im August letzten Jahres etwa löste eine Welle von Cyberattacken gegen den Inselstaat aus. Auf Bildschirmen der Supermarktkette „7-Eleven“ war die Botschaft „Kriegstreiberin Pelosi, verschwinde aus Taiwan“ zu lesen. Auch auf Regierungs-Webseiten und Bahnhofsysteme gab es Hackerangriffe.

Damals kursierten auch Bilder und Videos im Netz, auf denen sich angeblich dutzende chinesischer Panzer in der Hafenstadt Xiamen versammelten, nur wenige Kilometer von der taiwanischen Insel entfernt. Laut dem Faktenprüfer Taiwan Factcheck Foundation (TFC) stammen die Bilder allerdings von nordkoreanischen Übungen aus dem Jahr 2017. K. BRAUN

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