Sternenkunde im Kaisersaal

von Redaktion

Siko-Dinner des Ministerpräsidenten: Schweden und Finnland bekommen Preis für Nato-Bewerbung

München – Ist das jetzt ein diplomatischer Affront oder einfach nur Literatur? Im Kaisersaal der Münchner Residenz, diesem symbolstarken Ort bayerischer Herrlichkeit, zitiert Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Fredriksen ausgerechnet einen Österreicher: Stefan Zweig, den großen Wiener, und sein Buch „Sternstunden der Menschheit“. Eine solche Sternstunde, sagt Frederiksen in ihrer Laudatio, sei auch der Eintritt Schwedens und Finnlands in die Nato. „Das ist ein wichtiger Moment. Sie treten einem starken Bündnis bei.“

Der Siko-Samstag ist stets etwas Besonderes, nicht nur der großen Politik wegen, sondern auch wegen des feierlichen Dinners, das der Ministerpräsident am Abend gibt. Politiker, Militärs und Kirchenführer kommen dann in der Residenz zusammen und schrauben in goldgetünchtem Licht an allerhand bayerischen Spezialitäten rum. Bei der Gelegenheit wird auch der Ewald-von-Kleist-Preis der Siko verliehen, an solche, die einen besonderen Beitrag zum Frieden geleistet haben.

In diesem Jahr sind Schweden und Finnland die Preisträger. Mit ihrer Nato-Bewerbung hätten „beide Länder ein starkes Signal an Russland gesendet, dass Einschüchterung nicht wirkt“, sagt Siko-Chef Christoph Heusgen. Der Beitritt stärke die Nato. Schwedens frühere Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und ihr Nachfolger Ulf Kristersson nehmen den Preis für ihr Land entgegen, für Finnland sind Präsident Sauli Niinistö und Regierungschefin Sanna Marin in München.

Nach Jahrzehnten der Bündnislosigkeit ist die Nato-Bewerbung für beide Länder ein großer Schritt. „Wir haben uns gefragt: Welche ist die Linie, die Russland nicht überschreitet?“, sagt Marin in ihrer Rede. Diese Linie sei die Nato. Dass die Sache politisch noch nicht ganz durchgestanden ist, ist der kleine Schatten, der am Samstagabend lieber zur Seite geschoben wird. Noch blockiert die Türkei den Nato-Beitritt Schwedens. Die Finnin Marin macht klar, dass man zusammen mit den Nachbarn beitreten wolle. Manche hegen die Hoffnung, dass die humanitäre Erdbeben-Hilfe die Regierung in Ankara zum Umdenken bewegt.

Auch der Ministerpräsident sagt an diesem Abend noch etwas. Er schwärmt von Bayern und, etwas weniger leidenschaftlich, auch von der Nato. Die sei „immer auch ein Bündnis der Werte“ gewesen sei, im Grunde „die helle Seite der Macht“. Von der Sternstunde zum Krieg der Sterne. Das passt irgendwie. M. MÄCKLER

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