Bayerns Winterbilanz: Viel Sonne und wenig Schnee

von Redaktion

Auch im Freistaat fiel die kalte Jahreszeit deutlich zu warm und zu trocken aus – kaum Erholung bei den Grundwasserständen

München – 20,8 Grad. Das war die Rekordtemperatur in diesem Winter in Bayern. Gemessen an Silvester in Wielenbach im Landkreis Weilheim-Schongau. Dieser Höchstwert steht sinnbildlich für einen Winter, der auch in Bayern deutlich zu mild ausgefallen ist. Das zeigte sich nicht nur bei den lange grünen statt weißen Skipisten in den bayerischen Alpen, sondern auch an den Zahlen: Obwohl der Freistaat noch das kühlste Bundesland in Deutschland war, lag die durchschnittliche Wintertemperatur mit 1,9 Grad weit über dem langjährigen Mittelwert von minus 1,0 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte.

Und auch beim Niederschlag fällt die Bilanz dürftig aus. Im Schnitt fielen in diesem Winter laut DWD in Bayern 147 Liter pro Quadratmeter – rund ein Viertel weniger als im langjährigen Mittel (200 Liter pro Quadratmeter). Auch wenn der ausbleibende Regen und Schnee hierzulande noch nicht so massive Auswirkungen hat wie derzeit in Frankreich oder Italien, so hat er doch Folgen: Denn die bayerischen Grundwasserstände konnten sich nach dem extrem trockenen Vorjahr bisher kaum erholen. Gerade rund um München meldet der Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern mehrere neue Allzeit-Niedrigstwerte.

Und das ist ein langfristiger Trend: Seit 2003 weist die Grundwasserneubildung in Bayern wegen der geringen Niederschläge ein mittleres jährliches Defizit von 16 Prozent auf, heißt es beim bayerischen Umweltministerium. „Das Grundwasser hat ein langes Gedächtnis“, sagt Stefan Humilius vom Wasserwirtschaftsamt München. Heißt: Es braucht lange, um sich wieder zu erholen. Zudem hat sich die Art des Niederschlags geändert, wie Korbinian Zanker vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim erklärt: Wegen der gestiegenen Temperaturen verdunstet mehr Wasser, gleichzeitig kommt es vermehrt zu Starkregen. „Dabei fällt der Regen schneller, als er vom Boden aufgenommen werden kann“, sagt Zanker. Und weil auch immer mehr Flächen versiegelt sind, landet immer weniger Wasser wirklich im Boden.

Der Bürger merkt von den aktuell niedrigen Grundwasserständen im Idealfall aber nichts. „Die Wasserversorger haben sich da gut aufgestellt“, sagt Humilius. Es gibt Notverbünde mit Nachbarkommunen, wenn der ein oder andere Brunnen zwischenzeitlich kein Wasser mehr fördern kann. Allerdings hat Humilius zuletzt vereinzelt von Fällen gehört, bei denen Grundwasserwärmepumpen trocken gefallen sind. Ein Phänomen, das für Betroffene schnell teuer werden kann – zum Beispiel wenn stattdessen mit Strom geheizt werden muss.

Umweltminister Thorsten Glauber (FW) sieht die öffentliche Wasserversorgung im Freistaat angesichts der langjährigen Entwicklung vor großen Herausforderungen. „Wir müssen uns auch auf das Szenario vorbereiten, dass die Grundwasserneubildung vor Ort durch die klimatische Veränderung weiter zurückgehen wird.“ Gegensteuern will der Freistaat etwa mit neuen Fernleitungen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Ebenfalls auf ausreichend Wasser angewiesen sind die Landwirte. Doch da ist zumindest in Bayern bislang noch alles im grünen Bereich, sagt Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband. „Die Pflanzen haben etwas Regen abbekommen, das Wachstum ist gut.“ Entscheidend sei nun das Frühjahr. „Im vergangenen Jahr sah es bis März auch noch recht gut aus.“ Doch dann blieb der Regen aus – und es wurde einer der wärmsten und trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland, mit deutlichen Ertragseinbußen für die Landwirte.

In Teilen Frankens müssen die Bauern schon seit Langem mit wenig Wasser auskommen, teilweise setzen sie deshalb auf klimaresistentere Kulturen wie die Sonnenblume. Langfristig könne der Klimawandel auch das Bild auf Bayerns Feldern verändern, sagt Huber. „Schon jetzt sehen wir, dass Kulturen wie Quinoa oder Soja immer beliebter werden bei den Landwirten.“ Und das liegt nicht nur an neuen Ernährungstrends.

Denn Soja und Quinoa sind Pflanzen, die viel Sonne brauchen – und die bekommen sie zunehmend in Bayern. Auch das zeigt die Winterbilanz des Deutschen Wetterdienstes: Die Sonne hat sich in Bayern in diesem Winter besonders häufig sehen lassen – fast 185 Stunden lang (langjähriges Mittel: 171 Stunden). Nur in Baden-Württemberg schien die Sonne noch häufiger.

DOMINIK GÖTTLER

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