München – Wigald Boning und Olli Dittrich brachten das Dilemma in ihrer legendären Sketchreihe „Zwei Stühle, eine Meinung“ auf den Punkt: Man darf nicht langweilig sein, muss aber alles unter Kontrolle haben. Früher konnte man stets Klaus Kinski einladen, der zuverlässig Rabatz machte. Die Gefahr lag nur darin, dass die Situation mit Kinski schnell aus dem Ruder lief – der wusste, wofür er gebucht war. Und konnte ein Moderator nicht mithalten, war Kinski gnadenlos. Beim WDR-Talk „Je später der Abend“ musste das Reinhard Münchenhagen 1977 erleben. Kinski kaperte die Sendung, pöbelte gegen Publikum und Moderator.
Für Aufsehen sorgte auch Romy Schneider, die 1974 in „Je später der Abend“ dem Ex-Bankräuber Burkhard Driest, nun ja, eindeutige Avancen machte. Als Driest nach der Sendung das Thema vertiefen wollte, lernte er, was ein Profi ist: Schneider, eine meisterhafte Schauspielerin, saß schon im Flugzeug nach Paris. Tagesgespräch war der Flirt natürlich dennoch.
Ebenfalls sehr sorgfältig geplant war der Auftritt von Rosa von Praunheim, als er im Krawalltalk „Explosiv – Der heiße Stuhl“ 1991 Hape Kerkeling und Alfred Biolek als homosexuell outete. Beide waren nicht begeistert und Regisseur Praunheim hatte seine Diskussion über Heuchelei im Showgeschäft.
Manchmal haben es auch die Moderatoren nicht im Griff: Als Reinhold Beckmann mit Susanne Osthoff über ihre Zeit als Geisel islamistischer Extremisten sprach, ließ er die sichtlich nicht medienerfahrene Frau bildlich gesehen vor den Bus laufen. Später lud er sie noch einmal ein, um ihr die Gelegenheit zu geben, den wirren Eindruck, den sie erweckt hatte, zu korrigieren. Johannes B. Kerner wiederum ließ die sehr medienerfahrene Eva Herman aus dem Studio weisen, weil er ihren rechtsextremen Parolen keine Sendezeit geben wollte, wie er sich nachher rechtfertigte. Wolfgang Bosbach wiederum ließ Moderatorin Sandra Maischberger sitzen, als er sich 2017 mit der linken Aktivistin Jutta Ditfurth über die G20-Krawalle in Hamburg stritt. Unvergessen: Edmund Stoiber 2002 bei Sabine Christiansen. Stoiber, damals Kanzlerkandidat, sprach die Moderatorin als „Frau Merkel“ an und konnte sich nicht erinnern, wie die Telekom heißt („Diese Gesellschaft“). zg