In jedem zweiten Computerchip der Welt steckt Wacker

von Redaktion

Silikon in der Autobatterie, Polysilizium für Solarpanele, Polymere im Farbeimer – Die Geschäftsfelder des Chemie-Riesen aus Bayern

München – Das Shampoo in der Dusche, der Blick aufs Handy, die Fahrt im Auto: Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Laufe seines Alltags mit Produkten von Wacker Chemie in Berührung kommt, ist groß. Mit fast 16 000 Mitarbeitern und 27 Standorten auf drei Kontinenten liefert der Münchner MDax-Konzern Rohstoffe für Abertausende Anwendungen.

Der größte Geschäftsbereich sind dabei Silikone. „Silikone sind eine einmalige Produktgruppe, es gibt keinen anderen Stoff auf der Welt, der sich in seinen Eigenschaften so beliebig an unterschiedlichste Anforderungen anpassen lässt“, sagt Wacker-Chef Christian Hartel. Silikone können etwa an Hochspannungsleitungen Millionen Volt isolieren und in Automobilen Strom leiten und Batterien funktionsfähiger machen. Für Wacker also quasi unendliches Potenzial, neue Produkte für Spezialfälle zu entwerfen.

„Es gibt eigentlich keine Branche, in der keine Silikone gebraucht werden. Um die Bedürfnisse der Kunden zu treffen, braucht man Forschung und maßgeschneiderte Lösungen“, sagt Hartel. Gerade in der Diskussion um Rohstoffabhängigkeiten sind Silikone attraktiv: Die Rohstoffe Silizium und Methanol sind auf der Welt reichlich vorhanden. Wacker sieht sich klar als Nummer zwei auf dem globalen Markt. „Und wir sehen weiter großes Potenzial: In einem E-Auto wird zum Beispiel fünf- bis zehnmal mehr Silikon verbaut als in einem Verbrenner.“

Die globale Nummer 1 ist Wacker klar beim Polysilizium – und der einzig nennenswerte Hersteller in Europa. Das Halbmetall ist die Basis für Solarpanele und Computerchips. „In jedem zweiten Computerchip auf der Welt steckt schon jetzt unser Polysilizium“, sagt Hartel, „einfach weil wir beste Qualität auf den Markt bringen.“ Denn je reiner das Polysilizium, desto leistungsfähigere Chips lassen sich daraus fräsen. Beim ständigen Wettlauf um mehr Rechenleistung sieht Wacker sich im Vorteil. Das könnte besonders für die leistungsfähigen Quantencomputer interessant werden.

Ein weiteres, auf den ersten Blick unscheinbares Geschäftsfeld: Polymere. Diese Zusatzstoffe sollen die Eigenschaften von Materialien verbessern. Oder, wie es bei Wacker heißt: „Unsere polymeren Bindemittel und Additive machen Baustoffe leistungsfähiger, Farben brillanter, Klebstoffe effizienter und Lacke widerstandsfähiger.“ Mit 40 Prozent globalem Marktanteil ist Wacker hier klar der Branchenprimus.

Die kleinste Sparte ist bisher die Biotechnologie. Hier will der Chemiekonzern aber gewaltig wachsen: Man will den „Umsatz im Biotechnologiegeschäft bis 2030 auf eine Milliarde Euro verdreifachen können“, so Hartel. Bisher ist vor allem die Pharmaindustrie Kunde – und soll deutlich stärker bedient werden, auch durch ein neues mRNA-Kompetenzzentrum in Halle: „Ich bin absolut überzeugt, dass wir durch die mRNA-Wirkstoffe viele Antworten auf Krankheiten sehen werden, die wir heute nicht gut behandeln können – Stichwort Krebs.“

MATTHIAS SCHNEIDER

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