Heute ist Markus Söder da, wo er immer sein wollte. In der Staatskanzlei als Ministerpräsident. Doch bis dahin war es ein weiter Weg, geprägt von Machtkämpfen in der Partei, Wahlschlappen – und beachtlichen Kurswechseln.
Söders politische Karriere beginnt im Jahr 1983. Als er mit 16 Jahren der Jungen Union beitritt, ist Franz Josef Strauß Ministerpräsident –und hängt als Poster über Söders Bett. Nach dem Abitur absolviert er seinen Wehrdienst, studiert Jura und volontiert beim Bayerischen Rundfunk. Doch es zieht ihn ganz in die Politik. Bei der Landtagswahl 1994 wird er als Direktkandidat ins Parlament gewählt.
1995 wird Söder Chef der Jungen Union, übernimmt später den Vorsitz der CSU-Medienkommission und geht nach Edmund Stoibers Wahlsieg mit Zweidrittelmehrheit im September 2003 als Generalsekretär in die Parteizentrale. Spätestens von da an polarisiert er als „Lautsprecher der CSU“.
Etwas gemäßigter, aber nicht weniger medienwirksam tritt Söder auf, als er nach Stoibers Rückzug 2007 ins Kabinett berufen wird. Ministerpräsident Beckstein steckt den Stoiber-Zögling ins eher unbedeutende Europaministerium. Söder hängt sich eine riesige Europakarte ins Büro und tingelt als selbst ernannter bayerischer Außenminister von München nach Brüssel.
Im Oktober 2008 – Horst Seehofer ist der neue starke Mann der Partei – übernimmt Söder das Umweltministerium. Er nennt es „Lebensministerium“ und trägt jetzt grüne Krawatten. Nach Fukushima droht er mit Rücktritt, falls die FDP den früheren Atomausstieg nicht mitträgt. Im November 2011 wechselt Söder ins bedeutsamere Finanzministerium und muss die Altlasten der Bayern-LB aufarbeiten („I want my money back!“). Unterdessen spitzt sich der Konflikt mit Seehofer zu. Nach dem desaströsen Bundestags-Wahlergebnis im September 2017 (38,8 Prozent) wird der Druck für Seehofer zu groß: Söder wird Spitzenkandidat für die Landtagswahl – und am 16. März 2018 Ministerpräsident. Söder übersteht das miserable Wahlergebnis von 37,2 Prozent im Oktober 2018 – und wird drei Monate später auch Parteichef.
2021 wittert Söder seine Chance aufs Bundeskanzleramt. Doch nach einem kurzen, aber harten Kräftemessen verliert er den unionsinternen Machtkampf gegen Armin Laschet – und kartelt im anschließenden Wahlkampf kräftig nach. Laschet scheitert. Mittlerweile liegt die Union in den Umfragen wieder vorne – und diskutiert die nächste K-Frage. Merz? Wüst? Oder doch der einstige Lautsprecher aus Bayern? „Ich stehe da nicht zur Verfügung“, sagte Söder kürzlich. Andererseits: Es wäre nicht der erste Kurswechsel seiner Karriere. dg