„Anwohner dürfen keine nassen Füße bekommen“

von Redaktion

INTERVIEW Umweltminister Glauber über Herausforderungen beim Moorschutz und die Frage, ob das Renaturierungsziel zu schaffen ist

München – 55 000 Hektar renaturiertes Moorland bis zum Jahr 2040. Das ist das Ziel der bayerischen Staatsregierung. Doch die Umsetzung geht äußerst zäh voran. Wir haben Umweltminister Thorsten Glauber (FW) gefragt, woran das liegt.

Herr Glauber, wie viel der angepeilten 55 000 Hektar Moorland sind in Bayern bisher renaturiert?

Moorschutz hat herausragende Bedeutung. Bis zum Jahr 2022 haben die Naturschutzverwaltung und die Bayerischen Staatsforsten auf über 2300 Hektar Wiedervernässungsmaßnahmen abgeschlossen. Insgesamt sind über 4000 Hektar in der Umsetzung oder geplant. Seit dem Jahr 2022 unterstützt das Umweltministerium 122 Moorschutzprojekte in ganz Bayern.

Von den 55 000 Hektar ist der Freistaat dennoch weit entfernt.

Wir sind an dem Thema mit Hochdruck dran. Wir haben den Moorschutz in Bayern finanziell und personell weiter aufgestockt. So sind mittlerweile in allen wichtigen Moor-Regionen Bayerns 28 Moor-Manager und Moor-Managerinnen vor Ort, die sich um die Umsetzung der Schutzmaßnahmen kümmern. Allerdings, und das gehört auch zur Wahrheit, geht es manchmal nicht so schnell voran, wie wir uns das wünschen würden. Das liegt daran, dass Moorschutzprojekte und insbesondere Wiedervernässungen einer sehr genauen Planung und Vorbereitung bedürfen. Die Wasserstände werden dabei so weit wie möglich angehoben, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren. Letztlich muss gewährleistet sein, dass die Anwohner keine nassen Füße bekommen.

Was sind die größten Herausforderungen bei einer Wiedervernässung?

Das ist von Fläche zu Fläche unterschiedlich. Da geht es um hydrologische Bedingungen, um technische Machbarkeiten, aber auch oft um die Eigentumsverhältnisse. Gerade im Donaumoos, unserem größten Einzelprojekt beim Moorschutz, sind die meisten Flächen in privater Hand. In Bayern gilt der Pakt für Eigentum, wir sind bei den Maßnahmen auf die Mitarbeit der Eigentümer angewiesen. Wenn sich auf einer größeren Fläche ein Eigentümer gegen eine Maßnahme sperrt, kann diese nicht durchgeführt werden. Hier gilt es in vielen Gesprächen eine Lösung zu finden, beispielsweise über einen freiwilligen Flächentausch.

Wie bewerten Sie den Fortschritt der Schutzmaßnahmen im Donaumoos?

Wir sind auf einem guten Weg, gemeinsam mit den Anwohnern und Landwirten das Donaumoos langfristig zu schützen. Wichtig sind alternative, moorschonende Nutzungsmöglichkeiten, die den Landwirten auch künftig ein gutes Auskommen ermöglichen. Ein Ansatz ist die Energiegewinnung durch Photovoltaik, ein anderer der Anbau von Paludikulturen, aus deren Fasern sich unter anderem neue Baumaterialien gewinnen lassen. Als Architekt finde ich diese Möglichkeit besonders faszinierend. Was uns hier leider etwas ausbremst, ist der jahrelange Zulassungsprozess dieser neuen Materialien durch das Deutsche Institut für Bautechnik. Gerade bei umweltfreundlichen Baustoffen würde ich mir hier mehr Tempo wünschen.

Die Zusammenarbeit mit den Landwirten und Grundstückseigentümern beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Bleibt’s dabei?

Ja, das Prinzip der Freiwilligkeit ist der bayerische Weg. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Interview: Beatrice Oßberger

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