HINTERGRUND

Coming-out im Spitzensport? Lange ein Tabu

von Redaktion

Homosexualität im Profisport – das gab es lange Zeit nur abseits der Öffentlichkeit. Doch nach und nach wagen es immer mehr Sportler aus verschiedenen Disziplinen, sich zu outen. Ein kleiner Überblick von prominenten und weniger bekannten Sportlern und ihren Geschichten.

„Ich bin homosexuell und möchte mich nicht länger verstecken.“ Mit diesem Satz verkündete der tschechische Fußball-Nationalspieler Jakub Jankto im Februar dieses Jahres, was ihm schon lange auf der Seele brannte. Im Profifußball sind öffentliche Bekenntnisse zur Homosexualität immer noch eine Seltenheit. Vor Jankto hatten sich im Jahr 2021 der australische Mittelfeldspieler Josh Cavallo und vergangenes Jahr der englische Stürmer Jake Daniels (FC Blackpool) geoutet. Der erste bekennend schwule Fußballprofi war Justin Fashanu, der 1990 damit an die Öffentlichkeit ging. Acht Jahre später nahm er sich nach Vergewaltigungsvorwürfen und einer medialen Hetzjagd das Leben.

Als erster Basketballprofi outete sich John Amaechi 2007 in seiner Autobiografie „Man in the Middle“. Seine Karriere in der amerikanischen Profi-Liga NBA hatte er da schon beendet. Mittlerweile haben weitere schwule Basketballer den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt, so zum Beispiel im vergangenen Herbst der australische Profi Isaac Humphries von Melbourne United. „Ich beginne im Grunde ein neues Leben“, sagte er.

Während Sportler heute medial meist viel Zuspruch erhalten, waren die Konsequenzen früher mitunter verheerend. Der kanadische Schwimm-Olympiasieger von Barcelona 1992, Mark Tewksbury, verlor kurz nach seinem Outing 1998 einen lukrativen Werbevertrag. Er engagierte sich von da an für die Rechte von Homosexuellen.

Im deutschen Frauenfußball outeten sich vereinzelte Spielerinnen schon früher als bei den Männern. So bekannte sich die damalige Nationaltorhüterin Nadine Angerer schon 2010 offen zu ihrer Bisexualität, auch ihre Kollegin Ursula Holl ging mit ihrer Heirat an die Öffentlichkeit. Nach ihrer Karriere machte auch die spätere Frauen-Nationaltrainerin Steffi Jones ihre Beziehung zu einer Frau öffentlich. Sie ließ sich mit ihrer neuen Freundin fotografieren – mit den schlichten Worten: „Ja, wir sind ein Paar.“  dg/Fotos: rk, dpa (2), afp, pa

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