Der Prinz und seine Märchenhochzeit

von Redaktion

VON MARIA ZSOLNAY UND DOMINIK GÖTTLER

München – Meter hat Prinz Ludwig von Bayern in seinem Leben schon einige gemacht. Bei dem von ihm organisierten Löwenmarsch absolvierte er im vergangenen Sommer schon zum vierten Mal 100 Kilometer in 24 Stunden. Von Kaltenberg nach Hohenschwangau. Zu Fuß. In der Lederhose. Um Spenden zu sammeln für sein Hilfsprojekt in Kenia. Da dürften die paar Schritte am heutigen Samstag in der Münchner Theatinerkirche ein Kinderspiel werden. Es geht schließlich nicht quer durch Bayern. Sondern schnurstracks zum Altar.

Das Wochenende in München steht im Zeichen einer bayerischen Märchenhochzeit. Ludwig Prinz von Bayern, Dritter in der Erbfolge der Wittelsbacher, und Sophie-Alexandra Evekink geben sich das Jawort. Aber wer ist der Mann, der bisher vor allem als Entwicklungshelfer auftrat –und künftig Chef des Hauses bei den Wittelsbachern werden könnte?

Sein Privatleben hat der 40-jährige Prinz, dem gerne eine optische Nähe zu seinem Vorfahren Ludwig II. nachgesagt wird, bis dato auch weitgehend privat gehalten. Wenn er sprach, dann am liebsten über seine sozialen Projekte in Afrika. Schon als 16-Jähriger hatte er eine Software-Firma gegründet, Webseiten erstellt. Nach einem kurzen Intermezzo als Mitveranstalter von „After-Wiesn-Partys“, das er später als spaßige Jugendsünde verbuchte, studierte er Jura – und wurde zunächst von Franz von Bayern ins Schloss Nymphenburg geholt. Er sollte die Aufgaben eines Oberhaupts des Hauses Wittelsbach kennenlernen. Denn Ludwig ist in der Erbfolge die Nummer drei nach Herzog Max und seinem Vater Luitpold, dem Chef der Kaltenberger Brauerei. Weil Herzog Franz von Bayern und dessen jüngerer Bruder Max keine männlichen Nachkommen haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Prinz Ludwig irgendwann der Chef des Hauses sein wird. „Wenn mich die Verantwortung für das Haus Wittelsbach eines Tages treffen sollte, werde ich mich ihr mit Freude und all meiner Kraft stellen“, sagte er vor einigen Jahren der „SZ“. „Allerdings hoffe ich, dass der Tag möglichst spät auf mich zukommt.“

Denn bisher steckte Ludwig viel Energie in seine Entwicklungshilfeprojekte in Afrika. Nach seiner Zeit bei Herzog Franz in Nymphenburg ging er nach Kenia, gründete dort sein Software-Projekt „Startup Lions“, später noch die „Learning Lions“. Das Ziel: jungen Afrikanern eine IT-Ausbildung zu ermöglichen. Bis zu zehn Monate im Jahr lebte Ludwig in Afrika, auch mal ein halbes Jahr im Zelt, wie er unserer Zeitung erzählte. Die restlichen zwei Monate reiste er zurück nach Bayern, um seine repräsentativen Aufgaben zu erledigen.

In der bayerischen Heimat gibt sich der Prinz zurückhaltend, bescheiden – und trommelt für die gute Sache. Mit seinen Löwenmärschen generierte er Spenden für sein Afrika-Projekt. Mit dem Hilfsverein Nymphenburg fuhr er im vergangenen März an die ukrainische Grenze und brachte Hilfsgüter. Das Haus Wittelsbach spendete eine Million Euro. Ludwig formulierte seine Lage damals so: „Ich habe den Luxus, von meiner Familie die Unterstützung zu bekommen, mich engagieren zu können. Und das nehme ich gerne wahr.“

Für jemanden, der viel Wert darauf legt, als bodenständig und sozial wahrgenommen zu werden, ist eine große Hochzeit im Herzen Münchens natürlich ein Spagat. Schloss Nymphenburg wird für die Hochzeit geschlossen, dazu ein Teil des Parks gesperrt, was im Vorfeld schon für kritische Wortmeldungen sorgte. Wie schnell eine Prunkdebatte entstehen kann, musste kürzlich erst König Charles im Vorfeld seiner pompösen Krönungszeremonie erleben. Und so legte das Haus Wittelsbach schon bei der Ankündigung der Feierlichkeiten großen Wert auf einen demütigen Ton. Man sei sich bewusst, dass viele Menschen durch die weltweiten Krisen akute Not leiden. Aber Hochzeiten seien auch in dunklen Zeiten gefeiert worden – nicht zuletzt um die Zuversicht zu erhalten. Prinz Ludwig selbst sagt gegenüber unserer Zeitung: „Uns ist es wichtig, dass die Hochzeit zwar schön, aber nicht protzig wird. Es gibt keine Gänsestopfleber oder Beluga-Kaviar. Wir wollen zeigen, dass man auch aus einfachen Zutaten ein hervorragendes Hochzeitsessen erschaffen kann.“ Die Speisen? Bio und regional. Gebirgsschützen? Ja bitte, aber in kleiner Abordnung. Geschenke? Nur als Spende für den Hilfsverein. Hochadel, aber heimatverbunden – das soll die Botschaft sein.

Dazu passt, dass Ludwigs Ehefrau (standesamtlich geheiratet wurde schon an Weihnachten) Sophie-Alexandra Evekink schon ihre ersten Bairisch-Lektionen hinter sich hat. „Ich schaue Fernsehserien wie Monaco Franze und Kir Royal, das hilft“, verriet sie unserer Zeitung kürzlich. Evekink, 32 Jahre alt, in Singapur geboren, stammt aus einer niederländisch-kanadischen Patrizierfamilie, wie das Haus Wittelsbach mitteilte. Sie promoviert in Oxford im Fach Kriminologie und arbeitete unter anderem für die Vereinten Nationen im Büro von Generalsekretär António Guterres.

Über mögliche Flitterwochen will das Paar nichts verraten. „Aber eines kann ich sagen“, so Evekink: „Die Auszeit wird sehr kurz sein, denn wir haben viel zu tun nach unserer Rückkehr nach Hause.“ Wo das Zuhause sein wird, lassen die beiden ebenfalls offen. Nur so viel teilt das Haus Wittelsbach mit: Der Alltag bedeute für Prinz Ludwig und Sophie-Alexandra umgehend wieder ihren Einsatz für die humanitären und sozialen Projekte und für Sophie-Alexandra auch für ihre Forschungsarbeit an der juristischen Fakultät von Oxford.

Und ein Termin steht ja ohnehin schon wieder im Kalender. Der nächste Löwenmarsch ist für Anfang September geplant. So weit die Füße tragen.

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