Wenn Prinz Ludwig und Sophie-Alexandra Evekink sich heute das Jawort geben, dürften auch einige Schaulustige in der Münchner Innenstadt dabei sein. Aber all das wird kein Vergleich zu den großen Adelshochzeiten, die es früher in Bayern gegeben hat.
Eine der berühmtesten bayerischen Hochzeitssausen war die Landshuter Hochzeit aus dem Jahr 1475. Damals heiratete Georg der Reiche, Sohn des bayerischen Herzogs, die polnische Königstochter Hedwig Jagiellonica. Das Bündnis gegen die mächtigen Osmanen wurde ausschweifend zelebriert. Allein die Brautfahrt der 18-jährigen Hedwig dauerte zwei Monate. Getraut wurde das Paar von Kaiser Friedrich III. Zehntausende Gäste sollen bei der mehrtägigen Feier anwesend gewesen sein, es wurde ein eigenes Ritterturnier abgehalten. Die historische Hochzeit wird bis heute in Landshut nachgestellt, das Fest ist zum immateriellen Kulturerbe erklärt worden.
Überaus kostspielig waren auch die Feierlichkeiten zur Hochzeit von Karl Albrecht, dem späteren Herzog von Bayern, mit der Habsburger Kaisertochter Maria Amalia im Jahr 1722. Die Party dauerte ganze drei Wochen, in denen die Festgesellschaft sämtliche Schlösser in und um München abklapperte – diverse Jagden, Dinner, Bälle und Turniere inklusive. Karl Albrecht wurde als Karl VII. später sogar zum Kaiser erhoben. Am Ende scheiterte er aber an seiner überambitionierten Großmachtpolitik – auch wenn heute viele Rokoko-Schätze in Bayern auf ihn zurückgehen.
Und dann ist da ja noch die Adelshochzeit mit den für München bis heute prägendsten Auswirkungen: die Eheschließung von Kronprinz Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese mitsamt fünftägigen Festlichkeiten im Jahr 1810. Veranstaltet wurde auch ein großes Pferderennen – der Ursprung des Oktoberfests.
Wie wichtig die pompösen Feste für die damals herrschenden Adelshäuser waren, weiß Historiker Prof. Ferdinand Kramer von Institut für Bayerische Geschichte an der LMU. „Familienfeste wie Hochzeiten, die ja alle Menschen im persönlichen familiären Umfeld erlebten, schufen eine emotionale Brücke zu den Herrscherhäusern und so Loyalitäten.“ Mit Adel und Hof, aber auch mit dem Volk. Zudem dienten sie der dynastischen Repräsentation. Da konnte der Festakt gar nicht groß genug sein.
Dass bei einer Wittelsbacherhochzeit in der Gegenwart stattdessen die Bescheidenheit betont wird, passe aber zu dem Stil, den die Wittelsbacher pflegen, seit Bayern 1918 vom Königreich zum Freistaat wurde, so Kramer. „Sie sind präsent, aber zurückhaltend.“ dg