ENERGIEKOSTEN

„Über 150 000 Euro in 20 Jahren sind Standard“

von Redaktion

München – Wärmepumpe, Solaranlage und am besten noch ein Elektroauto: Viele Menschen fühlen sich erschlagen, wenn sie hören, wie viel Geld sie investieren sollen, um ihre Emissionen zu senken. Jörg Überla vom Münchner Startup 42watt kann das verstehen – rät aber, die Dinge einmal von der anderen Seite her zu denken. „Wer heute investiert, spart morgen Geld“, sagt er. Die Leute wüssten meist gar nicht, welche Unsummen sie für Energie ausgeben. „150 000 bis 200 000 Euro für Strom, Heizung und Mobilität in 20 Jahren sind bei einem älteren Einfamilienhaus Standard.“

Wer das einmal für sich nachrechnen will, kann das auf der Webseite 42watt.de tun. Die Firma verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie ein Energieberater, nur digital. Dort kann man kostenlos und mit wenigen Klicks angeben, wie man wohnt, wie man heizt und wie viel Strom und Öl oder Gas man verbraucht. Außerdem will das Unternehmen wissen, wie viel Auto man fährt. „Das muss man zusammendenken“, erklärt Überla. „Wenn man sich eine Fotovoltaikanlage installiert, kann man damit gleich sein Auto laden.“

Sind alle Werte eingegeben, türmen sich schwindelerregende Ausgaben auf. Für ein Einfamilienhaus aus den 1980ern mit dem für Familien üblichen Verbrauch von 2500 Litern Öl und 4500 Kilowattstunden Strom pro Jahr errechnet die Plattform bis 2043 beispielsweise horrende Kosten von 185 000 Euro, wenn man ein Auto mit 15 000 Kilometern Fahrleistung einkalkuliert. Etwa 45 Prozent davon entfallen auf Öl, 22 Prozent auf Strom und 33 Prozent auf Treibstoff. „Die meisten müssen schlucken, wenn sie diesen Kostenblock sehen“, bestätigt Überla. „Man rechnet sich das in der Regel schön.“

Spannend: Bei den Investitionskosten ist das oft genau umgekehrt. „Hier gehen viele vom Schlimmsten aus“, weiß Überla. Für den oben genannten Fall ermittelt der Algorithmus, den 42watt gemeinsam mit der TU München entwickelt hat, 60 000 Euro Investitionsbedarf: 32 000 für die Wärmepumpe, 21 000 für Photovoltaik samt Speicher, 3500 an Mehrkosten für ein E-Auto und 3500 für die Dämmung der obersten Geschossdecke. Nach der Förderung von 14 000 Euro – auch die listet die Seite auf – bleiben 46 000 Euro übrig.

Das klingt viel. Doch gerade, wer PV, Wärmepumpe und E-Auto kombiniere, habe die Kosten schnell drin, in diesem Fall schon in zwölf Jahren, sagt Überla. Insgesamt würden die Energiekosten nach der Sanierung für die kommenden 20 Jahre von 185 000  auf 83 000 Euro sinken, rechnet er vor. „Würden sich Hausbesitzer dieses Sparpotenzial stärker vor Augen halten, würden sie die energetische Sanierung nicht mehr nur als teures Ärgernis sehen.“

ANDREAS HÖSS

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