München – Wegen Sternchen und Sprechpausen an der Schule seiner Töchter ist ein Berliner Vater vor Gericht gezogen. Ihn stört, dass die Lehrer an der Schule beim Sprechen teils Pausen lassen –zum Beispiel beim Wort „Lehrer-innen“ – um die lange übliche männliche Form zu vermeiden. Teils würden auch Sternchen oder ein Binnen-I in Mails an Eltern oder in der schulischen Aufgabenstellung verwendet. Der Kläger hält das für Ideologie und wurde bei seiner Klage auch vom Verein Deutsche Sprache unterstützt. Vor dem Berliner Verwaltungsgericht unterlag der Mann allerdings mit seinem Eilantrag. Die Nutzung von geschlechterneutraler Sprache überschreite nicht den durch die Lehrpläne eingeräumten Spielraum. Laut dem Verein Deutsche Sprache werde man aber nun das Oberverwaltungsgericht anrufen. Der Fall dürfte also in die nächste Instanz gehen.
Immer wieder landet die emotional geführte Gender-Debatte auf dem Tisch von Richtern. In Bayern sorgte etwa ein Gendersprache-Leitfaden beim Autobauer Audi für hitzige Debatten. Ein Mitarbeiter der Konzernmutter VW störte sich so sehr daran, dass in Mails von Audi-Kollegen seitdem von „Mitarbeiter_innen“ die Rede war, dass er auf Unterlassung klagte. Doch auch hier wies das Landgericht Ingolstadt die Klage ab. Weil der Leitfaden nicht für den VW-Mitarbeiter gelte, es für ihn wiederum aber auch kein Recht darauf gebe, „in Ruhe gelassen zu werden“, so der Vorsitzende Richter.
Der gesellschaftlichen Debatte tun diese Urteile aber keinen Abbruch – im Gegenteil. In Berlin sprach sich der neue Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gegen Gendersprache in der Verwaltung aus. In Baden-Württemberg geht die CDU-Fraktion derzeit auf Konfrontation mit dem grünen Koalitionspartner und unterstützt ein Anti-Gender-Volksbegehren. Gerade sammeln die Initiatoren die nötigen Unterschriften für eine Zulassung. Der Zuspruch sei riesig. „Wir versinken in Papier“, sagt Organisator Prof. Klaus Hekking. Seit einer Woche werden amtliche Stimmzettel gesammelt, von 10 000 benötigten seien bereits 3500 eingegangen. Über 20 000 Unterstützer hätten sich online vorab gemeldet. In Hamburg läuft eine ähnliche Initiative. Dort haben die Organisatoren die nötigen Stimmen nach eigenen Angaben schon beisammen. Und auch in Hessen ist eine Volksinitiative in Planung. dg