Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt, der selbst Klima-Aktivist ist und als „Pattex-Pater“ durch die Medien ging, hat die Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern der „Letzten Generation“ gestern kritisiert. „Ich hätte ein solches Vorgehen nie für möglich gehalten.“ Mit Hausdurchsuchungen sei ja noch zu rechnen gewesen, „aber das Abschalten einer Website, eines heutzutage unabdingbaren Instruments der Meinungskommunikation, ist völlig absurd, über das Ziel hinausgeschossen und unverhältnismäßig“, sagte Alt dem Evangelischen Pressedienst. Zuvor hatte er bereits auf Twitter reagiert: „Sind wir jetzt eine Bananenrepublik geworden, wo die Mächtigen nur so eine unangenehme Meinung ruhigstellen können? Schämt euch!“ Alt hatte sich Ende Oktober auf der Münchner Sonnenstraße selbst an einer Aktion der Gruppe „Scientist Rebellion“ beteiligt und war dafür wegen Nötigung zu nur zehn Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der Jesuitenpater hat nach eigenen Angaben als Ordensmann kein Einkommen.
Die Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ haben in München für heute einen großen Protestmarsch gegen die Razzia und den Vorwurf einer kriminellen Vereinigung angekündigt. Wie die Aktivisten gestern in Berlin mitteilten, soll er um 19 Uhr am Münchner Marienplatz vor dem Alten Rathaus starten. Angemeldet war die Kundgebung laut dem Münchner Kreisverwaltungsreferat bis zum frühen Abend noch nicht, man habe aber Kontakt aufgenommen. Spontan waren bereits für gestern Abend Kundgebungen am Münchner Friedensengel sowie auch in Augsburg geplant.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat die Durchsuchungen begrüßt. „Die Justiz greift durch, das ist das richtige Signal eines wehrhaften Rechtsstaates“, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt am Mittwoch in Berlin. „Die Bevölkerung, die unter dem Straßenterror dieser selbst ernannten Klimaretter täglich tausendfach leidet, wird endlich als das tatsächliche Opfer dieser Kriminellen wahrgenommen.“ Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) äußerte sich ähnlich. Der Rechtsstaat setze ein klares Zeichen gegen diejenigen, die die Demokratie diskreditieren und die Gesellschaft spalten wollten, hieß es in einer Mitteilung am Mittwoch. „Aus unserer Sicht erfüllt die Letzte Generation längst die Charakteristika einer kriminellen Vereinigung.“ Es sei konsequent, genau hinzuschauen, „wo das Geld zur Finanzierung der Straftaten herkommt.“