Fürstenfeldbruck – Den Auftrag für eine Hochzeitstorte musste Martin Reicherzer vor Kurzem ablehnen. Ebenso schließt er seine Bäckerei jetzt um 16 Uhr ab, obwohl viele Gäste in der Nachmittagssonne noch Kuchen essen würden. „Gerne schickt man sie nicht weg“, sagt er. „Früher hatten wir bis 18 Uhr geöffnet. Weil wir seit der Pandemie personell aber auf Kante fahren, mussten wir verkürzen. Montags ist jetzt zudem Ruhetag.“
Ein Vierteljahrhundert ist Martin Reicherzer schon Bäcker- und Konditormeister. „Personal zu finden, war noch nie so schwer“, sagt der 55-Jährige, der in München und Fürstenfeldbruck zwei Bäckereien betreibt. Während der Pandemie haben sich viele Mitarbeiter umorientiert, einer ist Tramfahrer geworden. Und obwohl sie jetzt vorbei ist, fehlen noch immer an beiden Standorten Mitarbeiter. „Im Café in München würde ich zwei Teilzeitkräfte oder eine Vollzeitkraft einstellen, in Fürstenfeldbruck bräuchte ich das Doppelte an Personal.“ Einen kreativen Konditor sucht er auch.
Reicherzer ist auch in der Bäckerinnung aktiv: „2022 wurden jeweils gut elf Prozent weniger Meister und Lehrlinge ausgebildet.“ Daher besucht der Bäcker Schulen und lädt Abschlussklassen ein. „Ich will den jungen Leuten zeigen, was für ein tolles Handwerk das ist und sie über Aufstiegschancen aufklären.“ Sein 25-jähriger Sohn Quirin hat auch Bäcker gelernt. „Er will den Meister machen, um den Betrieb mal zu übernehmen“, sagt Reicherzer. „Gerade fängt er aber das auf, was uns an Personal fehlt. Wir wüssten nicht, was wir ohne ihn machen würden.“ C. SCHRAMM