Karlsfeld – Mit Wasser spritzen, es mit viel Sand vermanschen, die Zehen im Matsch bewegen – für Kinder gibt es keine schönere Beschäftigung. So ist das auch in der Krippe der Nesthäkchen in Karlsfeld im Kreis Dachau – aber immer mal wieder ist die Pritschelei tabu. „Die Kinder lieben die Matschküche und das Spiel mit Wasser und Sand schult ganz nebenbei die elementare Wahrnehmung mit allen Sinnen“, sagt Nathalie Schieb, Leiterin der Krippe des BRK. „Aber wenn wir zu wenig Mitarbeiter sind, können wir die Matschküche nicht aufbauen.“
Immerhin müssen die Kleinen hinterher der Reihe nach gewaschen und umgezogen werden. „Dafür hätten wir dann gar nicht genug Hände“, sagt Schieb. Es ist nur eines von vielen Beispielen, wie selbst die Kleinsten die Personalnot in Kitas und Krippen zu spüren bekommen. „Ist zu wenig Personal da, müssen die Kinder ja schon im normalen Alltag selbstständiger sein und sich auch mal selbst beruhigen, wenn wir keinen Arm mehr frei haben.“
Und ein personeller Notstand ergibt sich schneller, als die Leiterin reagieren kann. „Wir haben hier eigentlich eine geringe Fluktuation an Personal“, sagt Schieb. „Aber sobald eine Kollegin schwanger wird, scheidet sie von einem auf den anderen Tag aus. Aktuell sind zwei Erzieherinnen nicht mehr im Dienst.“ So sehr sich Schieb auch für die beiden freut, so beschäftigt ist sie damit, einen Plan B zu entwickeln. „Das sind auf einen Schlag 60 Personalstunden, die ich im Dienstplan mit dem Rest der Mitarbeiter auffangen muss“, sagt sie. So würden pro Monat insgesamt 30 bis 50 Überstunden aufgebaut. Nicht miteingerechnet: Jeder muss auch Urlaub nehmen oder ist mal krank.
Schieb selbst managt nicht nur den Dienstplan, sie vertritt auch eine der schwangeren Kolleginnen als Leiterin der Regenbogengruppe. „Meine Büroarbeit und das Qualitätsmanagement bleiben da natürlich liegen“, sagt sie und kritisiert den eng gestrickten, gesetzlich vorgegebenen Betreuungsschlüssel. „Eine Kita- oder Krippen-Leitung wird stets als Erzieher miteingerechnet, obwohl man da eigentlich nur mit Organisatorischem beschäftigt ist. Also fehlt in Einrichtungen schon von Grund auf eine Stelle.“
Im Notfall ist auch Einfallsreichtum und Flexibilität von den Eltern gefragt: „Im Zeitraum von September bis jetzt mussten wir an insgesamt zehn Tagen wegen Personalnot Gruppen schließen“, sagt Schieb. Ein Stresstest für Eltern und Erzieher – und im ganzen Freistaat wahrlich kein Einzelfall. C. SCHRAMM