„Die Kuh selber ist klimaneutral“

von Redaktion

Bauernpräsident Felßner und Agrarministerin Kaniber warnen vor falschen Klimamodellen

München – Die Rinder als Klimakiller darzustellen und die Klimaziele auf nationaler Ebene über eine Reduzierung der Bestände zu erreichen – das ist für den Bayerischen Bauernverband eine völlig falsche Einordnung. „Ich halte das für völligen Wahnsinn“, sagte Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner im Gespräch mit unserer Zeitung. Wer die falsche Grundlage eines Klimamodells wähle, der ziehe auch die falschen Konsequenzen.

In Deutschland erlebe man aber Ähnliches: Es gebe eine wahre Biomasse-Phobie – ob das um das Verfeuern von Holz gehe oder um Lebensmittel: „Offensichtlich hat man nicht erkannt, dass es zwei verschiedene Kohlenstoffemissionen gibt – nämlich die fossilen und auf der anderen Seite die grünen, biogene Kohlenstoffkreisläufe.“ Die fossile Emission sei die Grundlage für das Klimaproblem: „Alles, was wir fossil als Kohle, Erdöl, Gas aus der Erde holen, wird zusätzlich emittiert und nicht gebunden.“ Der biogene Kreislauf bedeute, dass man über die Photosynthese CO2 aus der Luft und Wasser aus der Erde nehme, die Pflanze baue dadurch Zucker auf und gebe Sauerstoff ab. Der Kohlenstoff wird von der Kuh gefressen, der Mensch isst das Fleisch – Mensch und Kuh setzten den Kohlenstoff wieder frei. „Jedem Kohlenstoff-Atom steht eine Bindung über die Pflanze gegenüber.“

Dieser Kreislauf bestehe seit Jahrmillionen – erst seit 150 Jahren mit dem steigenden Energiehunger der Welt durch fossile Energien würden die Temperaturen steigen. „Die Kuh selber ist klimaneutral. Das wird in allen Klimamodellen missachtet und daher kommen wir zu falschen Ergebnissen“, kritisiert Felßner. Man dürfe nicht den Ausstoß der Kuh, die Gras frisst, mit dem Auspuff von Autos, die Diesel verbrauchen, vergleichen. „Das ist ein Riesenfehler, denn wir kommen dann zu dem Schluss: Wenn wir die Kuh wegnehmen, können wir weiter Auto fahren. Das ist ein völliger Wahnsinn.“ Es brauche stattdessen den kompletten Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter und zu „100 Prozent Einstieg in die Bioökonomie“.

Wenn es um Klima und Tierhaltung gehe, könnten sich die deutschen Bauern zurücklehnen: „Da erreichen wir 2030 die Klimaziele.“ Sorge hat Felßner aber, dass die anderen Bereiche – wie der Verkehr oder die Heizung – die Ziele nicht erreichen und man beginnen werde zu verrechnen: „Dann würden wir die Kuh fürs Auto abschaffen. Das werden wir uns aber nicht gefallen lassen.“

Auch Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) lehnt die Pläne ab: „Ob das nun in Irland so kommt oder nicht: Es zeigt sich, zu welchen Auswüchsen eine ideologisch getriebene Haltung zum Klimaschutz führen kann.“ Man dürfe nicht zulassen, dass Milch-, Fleisch- und Wurstwaren in die Klimakillerecke gedrängt werden. Denn dort gehörten sie nicht hin. Nur durch die Tierhaltung gelinge es, die Grünlandflächen – und das sei rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche Bayerns – in hochwertige Lebensmittel zu verwandeln.

Von 2018 bis 2022 habe sich der Bestand an Milchkühen im Freistaat bereits um acht Prozent reduziert, Irland habe im gleichen Zeitraum deutlich aufgestockt. „Eine zwangsweise Reduzierung der Rinderbestände ist bei uns nicht notwendig und nicht zielführend. Deshalb wehren wir uns auch gegen Pläne der Bundesregierung, die Nutztierhaltung pauschal zu halbieren“, so Kaniber. Ohne Tierhaltung würden die Höfe sterben – das würde das Gesicht Bayerns verändern. Wenn die Bundesregierung die Nutztierhaltung wie angekündigt abbaue, werde sich die Tierhaltung ins Ausland verlagern. „Das hilft dem Klima am Ende des Tages nicht weiter, es schadet sogar massiv.“ CLAUDIA MÖLLERS

Artikel 4 von 4