Das böse Erwachen: Am Morgen fuhr fast keine Bahn

von Redaktion

Der Alarm kam eine Minute vor Mitternacht – danach ging auf vielen Strecken lange gar nichts mehr

München – Die Alarmmeldung kam Dienstagnacht, eine Minute vor Mitternacht: Der S-Bahnverkehr wird komplett eingestellt, teilte die Bahn via Streckenagent mit. Sturmalarm bei der Bahn – aus gutem Grund, wie sich am nächsten Morgen zeigte. Es gab ein böses Erwachen für tausende Fahrgäste: Nahezu im kompletten S-Bahnnetz gab es Schäden. Nur die S1 aus Freising konnte ungestört Richtung München fahren.

Alle anderen Bahnlinien ringsum München waren zunächst blockiert. Erst nach und nach konnten am Vormittag einzelne S-Bahnen etwa auf der S2- und S8-Strecke wieder fahren. Nach und nach zeigte sich, wo der Sturm besonders heftig gewütet hatte. Etwa auf der S4-Strecke zwischen Pasing und Geltendorf, die den ganzen Tag über komplett gesperrt war. Der Sturm hatte an mehreren Stellen Bäume auf die Oberleitung geworfen und auch Masten umgeknickt, berichtete eine Bahnsprecherin. „Immer wenn die Oberleitung betroffen ist, dauert es lange“ – es war gestern noch unklar, ob die S4 am Donnerstagmorgen wieder freigegeben werden kann. Ebenfalls vom Sturm betroffen: die Strecken München-Augsburg-Ulm (gestern komplett gesperrt), München-Lindau, die S8-Streckenabschnitte Johanneskirchen-Flughafen und Gilching-Herrsching sowie die Strecke München-Murnau, die aber zwischen Tutzing und Weilheim wegen Bauarbeiten ohnehin derzeit gesperrt ist. Die Bahnen hatten teilweise große Probleme, Ersatzbusse aufzutreiben– etwa zwischen München und Augsburg. „Bisher konnten wir für diese Strecke noch keine Busse für einen Notverkehr bekommen“, berichtete Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg am Nachmittag.

Verwirrend außerdem: DB-Navigator, Streckenagent, Anzeigen an Bahnhöfen und Ansagen am Bahnsteig lieferten teils verschiedene Infos, wann welche Bahn fuhr. „Am Bahnsteig gab es nur die übliche, bei Störungen meist unbrauchbare Durchsage per Computerstimme“, schimpfte ein Fahrgast in Holzkirchen, der dort am Mittwochvormittag vergeblich auf eine Bayerische Regiobahn wartete.

Zudem fuhren etwa am Bahnhof Dachau diverse ICE Richtung Hauptbahnhof durch. Keiner hielt, um die S-Bahn-Fahrgäste aufzunehmen.

Trotz der Warnung um Mitternacht schafften es einige Züge nicht bis zum nächsten Bahnhof. Auf der Strecke der S6 bei Starnberg Nord traf ein Baum die Oberleitung, sodass die S-Bahn liegen blieb. Etwas weiter nördlich am ehemaligen Bahnhof Mühlthal blieb ein Regionalzug Richtung München stecken. Die Fahrgäste mussten mehrere Stunden im Zug ausharren und konnten erst gegen 4 Uhr früh befreit werden, wie Feuerwehr-Kommandant Michael Rattelmüller berichtete. Ähnlich erging es Fahrgästen einer S4 bei Puchheim (Kreis Fürstenfeldbruck). Auch sie saßen über drei Stunden fest. dw/ike

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