Die Stadt München weiß erstaunlich wenig über ihre Bäume – das soll sich aber ändern

von Redaktion

Auch in München leiden die Bäume. So pflanzt die Stadt wegen des durch den Schlauchpilz verursachten Eschentriebsterbens keine heimischen Eschen mehr, sondern setzt nach Angaben des städtischen Baureferats auf amerikanische Eschenarten. Auch die weiß- und rotblühende Rosskastanie wird wegen des Bakteriums Pseudomonas, welches das Baumgewebe zerstört, nicht mehr gepflanzt.

Seit Mitte der 1990er-Jahre testet die Stadt neue Bäume an Stadtstraßen. Das Ziel: weniger Monokultur, mehr Vielfalt. Das Problem: Die Stadt weiß bisher relativ wenig über ihre Bäume. Das soll sich ändern. In Arbeit ist ein Baumentwicklungskonzept. Dafür braucht es aber verlässliche Daten.

Bisher wurde der Baumbestand teils analog erhoben, teils geschätzt. Rund 100 000 Bäume stehen an Münchens öffentlichen Straßen. Die Daten von 2008 geben aber keine Auskunft etwa über Standort, Höhe, Umfang, Alter oder Schädigung, weswegen sie laut Baureferat „nicht weiter auswertbar“ sind. Zum Bestand in den Grünanlagen gibt es sogar nur eine Schätzung: rund 600 000 Bäume.

In Hamburg ist man da weiter. Seit mehr als 20 Jahren wird dort ein digitales Baumkataster geführt, welches detaillierte Daten zu jedem Baum enthält. So kann ein punktgenaues Konzept entwickelt werden.

Ein Konzept will auch München. Das hatte der Stadtrat Anfang 2020 beschlossen. Dafür wurde in einem ersten Schritt eine detaillierte digitale Bestandserhebung aller Bäume innerhalb des Mittleren Rings durchgeführt. Dort stehen 25 000 Straßenbäume und rund 90 000 in Grünanlagen. Die Erhebung ist abgeschlossen und soll nun in ein Baumentwicklungskonzept münden. Eine Software für ein digitales Baumkataster wie in Hamburg hat die Stadt aber nicht gekauft. Rund 8,5 Millionen Euro würde das inklusive Ersterfassung aller Bäume kosten, dazu kämen laufende Kosten und mehr Personal. Klar ist: München hat ein Monokulturproblem. Rund 70 Prozent der öffentlichen Bäume sind Linden und Spitzahorne. Durch das „extreme Stadtklima“ könne die Verwendung weniger Baumarten „äußerst kritische Auswirkungen nach sich ziehen“, schreibt das Baureferat. Eine Erhöhung der „genetischen Vielfalt durch eine möglichst große Durchmischung mit geeigneten Baumarten“ sei „notwendig“.  wha

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