Eine der schönsten Beschreibungen hat am Sonntag die „FAZ“ gefunden. „Die CDU summt gerade wie ein Bienenstock, wenn der Bär kommt.“ Kein Tag ohne öffentliches Lob oder lauten Tadel von Parteigrößen für den Vorsitzenden Merz. Ein kurzer, unvollständiger Einblick in die Welt der Bienen und Bären.
Zu Merz’ Unterstützern gehören weite Teile der Basis, die seine konservative, wirtschaftsnahe Prägung schätzen. Carsten Linnemann (45), seit Kurzem Generalsekretär, lebt diese Linie. In den Ländern ist einer der Unterstützer der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (48), der sich auch für Merz als Kanzlerkandidaten aussprach. Kalkül: Je pointierter der Kurs der CDU, desto kantiger der Ost-Wahlkampf 2024 in drei Ländern.
In der CSU hat Merz einige Anhänger, in Ilse Aigner (58) sogar eine persönliche Freundin. Beide kennen sich lang, sehen sich oft, auch weil Merz am Tegernsee in ihrem Stimmkreis ein Ferienhaus hat. CSU-Chef Markus Söder (56) hat mit Merz eine stabile Arbeitsbeziehung. Seit einer Aussprache der beiden zu Jahresbeginn 2022 (das Treffen im Föhnsturm am Kirchsee) stimmen sie sich eng ab, haben nur ganz selten öffentlich Differenzen. Ausnahme jüngst: Söder verlangte eine glasklare Abgrenzung auf allen Ebenen von der AfD.
Interne Kritiker hat Merz in der CDU einige – genau dort, wo sich der liberalere, Merkel-freundliche Flügel sammelt. Nord-Ministerpräsident Daniel Günther (50) ist eine prägende Figur, auch seine Kultusministerin Karin Prien (58), die CDU-Vize ist. Aus dem Südwesten ist, im Ton konzilianter, Parteivize Andreas Jung (48) auf dieser Linie. Annette Widmann-Mauz (57), Chefin der Frauen-Union, und der unterlegene Rivale Norbert Röttgen (58) werden auch keine Fans mehr. NRW-Regent Hendrik Wüst (48) äußert öffentlich wenig Kritik über Merz, verteidigte ihn jüngst in der AfD-Debatte nach einigen Tagen sogar; mit einem klaren Pro-Merkel-Kurs grenzte sich Wüst aber hart von Merz ab und meldete indirekt Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur an. Zornige Gegner sind unter anderem zwei Ehemalige: Tobias Hans (45), Ex-Saar-Ministerpräsident, spottet, man müsse vor „jedem Sommerinterview zittern“. Er spricht Merz die Kanzlerfähigkeit ab. Der Kurzzeit-Generalsekretär Ruprecht Polenz (77) geistert zudem dank seiner emsigen Twitter-Präsenz oft als Merz-Kritiker durch die Medien. cd