4 FRAGEN AN
Als Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern hat Franz Xaver Peteranderl schon viele Arbeitszeitmodelle kennengelernt. Bei der Umsetzbarkeit der Vier-Tage-Woche ist er skeptisch.
Kann eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich eine Lösung für die Probleme auf dem Arbeitsmarkt sein?
Nein, kann sie nicht. Wir müssen wieder dahin kommen, mehr Stunden zu leisten als weniger. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten sind wir eh schon im Hintertreffen. Für einzelne Mitarbeiter mag es eine Lösung sein, aber dafür brauchen wir ein flexibleres Arbeitszeitgesetz, das allen Seiten entgegenkommt, ohne dass wir weniger Stunden arbeiten.
Mit einzelnen Arbeitstagen, die länger dauern?
Ja. Im Baugewerbe müssen wir zum Beispiel in der Woche 41 Stunden arbeiten. Würden wir nur vier Tage arbeiten, kämen wir sowieso schon über die zehn Stunden. Das macht keinen Sinn. Wir müssen schauen, dass wir wieder zu mehr Leistung kommen, damit den Arbeitnehmern mehr im Geldbeutel bleibt. Macht eine Überstunde überhaupt noch Sinn, wenn von dem, was man mehr erarbeitet, zu viel abgezogen wird? Wir brauchen mehr Netto vom Brutto. Das ist für mich die wichtigere Diskussion.
Als Argument für die Vier-Tage-Woche wird die höhere Motivation und damit Produktivität angeführt. Ist da wirklich so viel Luft nach oben?
Natürlich kann sie steigen. Aber es gibt auch Bereiche, da geht das nicht. Nehmen Sie den Lebensmittelbereich: Theoretisch könnte man mehr Semmeln pro Stunde verkaufen, aber wenn der Kunde nicht kommt, geht das nicht. In gewissen Bereichen kann eine Vier-Tage-Woche Sinn machen, aber nicht generell. Sie macht auch keinen Sinn für Ausbildungsbetriebe, weil ein Auszubildender auf keinen Fall länger als acht Stunden pro Tag arbeiten darf. Das kriegt er in vier Tagen nicht hin.
Was kann man von Betrieben lernen, die die Vier-Tage-Woche umgesetzt haben?
Dass man die Arbeitszeit so einteilt, dass sie den Mitarbeitern gerecht wird. Wir haben ja heute schon nicht nur ein striktes Arbeitszeitmodell, sondern in vielen Betrieben zehn oder 15 verschiedene. Teilzeit, 30-Stunden-Regelung und dergleichen. Man kann sehr dezidiert auf die Wünsche eingehen. Im Handwerk sind wir in der Regel kleinere Betriebe. Dort kennt jeder Inhaber seine Mitarbeiter und kann auf sie eingehen.
Interview: Marc Beyer