Rhodos – Während auf Rhodos das Feuer wütete, hätten die Urlauber eine „überwältigende“ Welle der Hilfsbereitschaft erfahren, erzählt Oliver Grosse-Kleimann vom Reiseveranstalter Alltours. Einheimische hätten sie tagelang aufgenommen und verpflegt. „In den Tagen nach den Evakuierungen gingen Freiwillige durch die Dörfer, um zurückgelassenes Gepäck einzusammeln“, sagt er. „Sie fotografierten jeden Koffer und posteten die Bilder bei Facebook, um die Besitzer aufzuspüren. Das muss man sich mal vorstellen: Die Bewohner haben um ihre eigene Existenz gefürchtet und sich trotzdem um die Besitztümer der Urlauber gesorgt.“
Auch die Helferinnen der deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Rhodos-Stadt hatten dutzende Touristen in ihrem klimatisierten Gemeindesaal untergebracht. „Die Frauen waren gerade mitten im Gottesdienst, da rief ich an und bat sie darum, gestrandeten Urlaubern zu helfen“, erzählt Gemeindemitglied Manuela Wroblewsky. „Sie haben sofort reagiert und den Reisenden Essen, Getränke und sogar Schlafplätze in ihren privaten Häusern angeboten.“
Die meisten Familien seien für die spontane Hilfe „unglaublich dankbar“ gewesen, erzählt Carmen Martich. „Manche waren aber auch außer sich vor Wut, weil ihr Urlaub im Eimer war.“ Ein Pärchen habe sich immer wieder bei den Frauen beschwert, dass ihre Woche zerstört sei. Für die Helferinnen eine enttäuschende Erfahrung: „Ich verstehe ja, dass es ärgerlich ist, wenn der Urlaub platzt. Aber für die Einheimischen standen Existenzen auf dem Spiel“, betont Martich. „Das ist manchen Touristen offenbar gar nicht richtig bewusst gewesen.“ Auch ihnen selbst würden die jährlichen Waldbrände ziemlich schwer zu schaffen machen: „Man lebt in ständiger Angst – wann auch immer man dunkle Wolken am Himmel sieht, denkt man an einen Waldbrand“, sagt Helferin Heide Pandoriou.
Die Frauen hätten aber auch viele positive Begegnungen gehabt, betont Manuela Wroblewsky. „Einer der Urlauber wurde aus einem Fünf-Sterne-Hotel evakuiert und hat zwei Nächte auf einer Strandliege verbracht“, erzählt sie. „Er war überhaupt nicht frustriert. Als wir miteinander sprachen, sagte er ganz unbeschwert: Das waren zwar zwei sehr romantische Nächte unter dem Sternenhimmel – aber jetzt würde er doch so langsam wieder in einem richtigen Bett schlafen wollen.“ kab