Chinesische Hersteller haben Kostenvorteil

von Redaktion

München – Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen rollen. Zu den aktuellen Preisen wird das aber nichts, sagt Harald Proff, Branchenexperte beim Beratungshaus Deloitte. Sein Team hat den neuen Markt unter die Lupe genommen.

Herr Proff, wie sind deutsche Hersteller am E-Automarkt aufgestellt?

Wir haben ein breites Angebot an hochpreisigen Fahrzeugen, es fehlt aber noch stark an Volumenprodukten für preissensitive Kunden. Der Preisunterschied zwischen E-Autos und Verbrennern liegt im Durchschnitt bei über 11 000 Euro. Ein Batterie-Auto kostet neu im Schnitt 42 000 Euro.

Woran liegt das?

Zum einen bedienen die deutschen Hersteller gerade vor allem das Premium-Segment mit elektrischen Antrieben. Dazu kommt ganz wesentlich der Preis für die Batterien – die sind ja die eigentliche Neuheit an den Autos. Viele asiatische Hersteller haben die Batteriefertigung bereits integriert, haben somit Kostenvorteile und können also günstiger produzieren. Je weiter hinten man in der Wertschöpfungskette aber steht, desto mehr zahlt man drauf.

Brauchen wir Batterie- fabriken in Deutschland?

Nicht zwingend. Jedoch ist die Batterie eine wichtige Schlüsselkomponente für das Fahrzeug. Wenn wir diese Kompetenzen hier in Europa nicht aufbauen, sind wir beim Thema Mobilität abhängig und verlieren den Anschluss. Deshalb ist es wichtig, dass die europäische Autoindustrie hier aufholt.

Gerade chinesische Hersteller treten sehr selbstbewusst auf. Zu Recht?

Sie haben einen Kostenvorteil und die Autos können sich sehen lassen. Gerade werden auch in Europa Vertriebssysteme aufgebaut, um hier Marktanteile zu gewinnen, und gerade bei den günstigeren Modellen haben sie auch gute Chancen. Der Umstieg auf E-Autos hebt die Markentreue auf und ein Wechsel auf eine andere Marke ist nichts Ungewöhnliches.

Wäre das schlecht?

Für den Klima- und den Emissionsschutz – und das ist ja das Ziel – nein. Aber wir wollen ja möglichst viel Wertschöpfung in Europa haben, gerade in Deutschland ist die Autoindustrie enorm wichtig für die Wirtschaft. Und die Hersteller wissen auch, was gefragt ist. Wichtig ist jetzt, dass auch Modelle für den breiten Markt kommen. Dafür müssen unter anderem die Batteriepreise sinken. Aber das alles hilft nichts, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen.

Die Ladesäulen?

Genau. Menschen, die im Vorort ein Haus haben, werden sich auch eine Ladesäule installieren können. Daran mangelt es nicht. Für die Masse brauchen wir aber dringend auch mehr öffentliche Ladesäulen, damit auch Leute ohne eigene Garage ihr Auto laden können.

Interview: Matthias Schneider

Artikel 4 von 4