München – „See-Möve an Adler: Heute Diner auf der Roseninsel?“ So ähnlich hätte ein Brief von Sisi an ihren Cousin Ludwig II. lauten können, denn die beiden verabredeten sich gerne mit diesen Decknamen zu geheimen Treffen auf dem kleinen Eiland im Starnberger See. Dieses hatte Herzog Max II. 1850 von einer Fischerfamilie gekauft und als Spazierpark mit Rosarium und pompejischem Casino umgestalten lassen. Noch bis 15. Oktober können heute Normalsterbliche von Pöcking aus in Holzbooten zur Roseninsel übersetzen.
Im Sisi-Museum in Pöcking gibt es, zuvor oder hinterher, interessante Alltagsgegenstände zu sehen. So wie zum Beispiel eine Original-Handschrift von Herzog Max von 1854, eine Puderdose von Sisis Tochter Erzherzogin Gisela von Österreich, aber auch Kunstwerke wie einen Holzstich von 1886 vom Abendkorso auf dem Starnberger See anlässlich des Geburtstags und Namenstags König Ludwigs II. – seinem letzten also. Das Museum am Schlossberg 2 ist immer am Freitag, Samstag, Sonntag und Feiertag von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Zurück nach München: Geboren wurde Sisi in der Ludwigstraße 13 im Herzog-Max-Palais. Das Gebäude ist zwar nicht mehr erhalten, aber im Innenhof der jetzt dort sitzenden Landeszentralbank soll Sisi ihre Reitkünste zelebriert haben. „Ich verlasse niemals München, ohne hier einzukehren“, schrieb sie einmal übers Hofbräuhaus. Freilich war sie dort stets inkognito unterwegs. Ihre Wiener Verwandtschaft schäumte trotzdem, denn Bier galt als Arme-Leute-Trunk. Das Hotel Vier Jahreszeiten war die Stamm-Unterkunft der Kaiserin. Nach einem Unfall mit einer Wellness-Badewanne allerdings, die Sisi so stark zum Schaukeln brachte, dass das Badewasser ein Stockwerk tiefer floss, zog sie peinlich berührt in den Bayerischen Hof um. Womöglich schwebt ihr Geist auch heute noch im dortigen Spa-Bereich herum. Die „See-Möve“ liebte Wasser. ISABEL WINKLBAUER