„Unsere Hochzeitsreise war praktisch die Wiesn“

von Redaktion

Das Ehepaar Sonja und Thomas Schlederer arbeitet heuer zum 20. Mal gemeinsam in Kufflers Weinzelt

München – Sonja (47) und ihr Mann Thomas Schlederer (53) haben heuer Jubiläum: Es ist das 20. Oktoberfest, auf dem die beiden gemeinsam arbeiten. Wäre die Corona-Pause nicht gewesen, wäre es sogar schon die 22. Wiesn, auf der das Ehepaar mithilft, für einen reibungslosen Ablauf in Kufflers Weinzelt zu sorgen. Und für jede Menge Gaudi! Sonja leitet die Sektbar im Weinzelt, Thomas ist Biergarten-Chef und Ersthelfer. Außerdem führen sie die Würstlbude im Biergarten.

Verheiratet sind die beiden schon so lang, wie sie auf dem Oktoberfest arbeiten: „Geheiratet haben wir im Juni 2002, unsere Hochzeitsreise war praktisch die Wiesn“, sagt Sonja und lacht. Angefangen hat sie als Bedienung in einer der Boxen im Zelt, 2015 übernahm sie schließlich die Sektbar, eine von vier Bars im Weinzelt. Thomas fing an der Schänke im Biergarten an.

Richtig oft laufen sich die beiden an einem geschäftigen Wiesn-Tag nicht über den Weg – jeder hat sein Revier. Und das sei auch gut so, sagen die beiden mit einem Augenzwinkern. Während Thomas im Garten die Abläufe koordiniert und Dienstpläne und Abrechnungen macht, schenkt Sonja an der immer vollen Sektbar mit ihrem Team edle Tropfen und Champagner aus, macht Inventur und Bestellungen.

Jeder hat sein Aufgabengebiet und seine Stärken: Sonja sei Profi im Umgang mit den Gästen, sagt Thomas, lächele Unhöflichkeiten einfach weg und habe gleichzeitig eine Mordsgaudi bei ihrer Arbeit. Und sie hat ihre Gäste im Griff – wichtig, wenn der ein oder andere mal zu viel über den Durst getrunken hat. Wenn Thomas mit seiner Arbeit im Biergarten fertig ist, zieht er sich ins Büro zurück und beginnt schon mal mit der Abrechnung, während Sonja ihre Inventur macht. Hier könne es dann schon auch mal zu Konflikten kommen, sagt Sonja und lacht. „Wenn ich die Bestände zähle und mich verzähle, weil ich ständig abgelenkt werde – dann wundert sich Thomas im Büro über die falschen Zahlen: Ob uns heute ein Gast sechs Flaschen Champagner geschenkt hat?“

Nach Hause geht’s immer gemeinsam. „Da sind wir dann platt“, sagt Sonja. Zeit, um sich über den Tag auszutauschen sei trotzdem. „Es ist praktisch, wenn beide auf der Wiesn arbeiten – da musst du keine Geschichte groß erklären. Der andere weiß immer, wovon du sprichst.“

Denn das Oktoberfest ist eine ganz eigene Welt. Eine, die das Ehepaar liebt. Aufzuhören war nie eine Option. „Natürlich hab ich mir mal gedacht, ob man sich das mit 53 noch antun muss“, sagt Thomas. Die Antwort war klar: „Ja, ich muss!“ Auch für Sonja. „Ich bin ein Wiesn-Junkie. Ich bin mir sicher; wenn ich die Wiesn schaffe, schaffe ich alles.“ Zeit für gemeinsame Momente und Rituale bleibt trotzdem, wie ein Mittagessen in der Hausboxe oder ihre Wiesn-Tour mit Riesenrad, Krinoline, Flohzirkus und einer Dampfnudel.

Ist der Wiesn-Wahnsinn am 3. Oktober dann vorbei, bleibt keine Zeit zum Verschnaufen – direkt geht’s mit ihrem Betrieb Gastro Schlederer auf die Auer Dult, dann aufs Tollwood und auf den Christkindlmarkt am Marienplatz. Dort verkaufen sie statt Massen und Sektflaschen dann Schupfnudeln, Kasspatzen und Würstl.

LEONI BILLINA

Artikel 3 von 5