München – Die Vaterschaft anfechten, das kommt öfter vor – dass leibliche Väter darum kämpfen, auch rechtlicher Vater zu sein, eher selten. Familienrechtsexpertin Prof. Christine Budzikiewicz von der Philipps-Universität Marburg gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
. Wie oft wird eine Vaterschaft angefochten?
Genau lässt sich das nicht sagen. Das Statistische Bundesamt führte 2021 unter dem Oberbegriff „Abstammungssachen“ 11 843 Verfahren. Darin sind auch die Vaterschaftsanfechtungen enthalten. „Diese Zahl ist nicht sehr groß, vergleicht man sie mit der Anzahl der Geburten in Deutschland“, sagt Budzikiewicz. 2021 wurden 795 492 Kinder geboren.
. Wann wird in der Regel die Vaterschaft angefochten?
Die typische Konstellation ist laut Budzikiewicz, wenn ein Ehepaar bereits getrennt lebt, aber vor der Scheidung noch ein Kind geboren wird. Dann gelte der Noch-Ehemann als Vater. Sollte er nicht der genetische Vater sein, könne die Vaterschaft angefochten werden. Daneben gibt es auch den Fremdgeh-Fall, bei dem der rechtliche Vater misstrauisch wird. „Die Vaterschaftsanfechtung geht dann typischerweise vom rechtlichen Vater aus“, sagt. Budzikiewicz. Anfechtungen durch Mütter und Kinder seien sehr selten.
. Ist eine Vaterschaftsanerkennung auch ohne Anfechtung möglich?
Ja. Bei einer Vaterschaftsanerkennung durch einen Dritten muss aber der frühere Ehemann zustimmen. Diese „Dreiererklärung“ solle ein aufwendiges Anfechtungsverfahren überflüssig machen, sagt Budzikiewicz. Der Weg wird aber selten beschritten. Meist fehlt es an der erforderlichen Zustimmung entweder des früheren Ehemanns oder der Mutter – oder es herrscht noch Unsicherheit, wer tatsächlich der genetische Vater ist.
. Welchen Einfluss hat die Mutter?
Budzikiewicz: „Die Anerkennung der Vaterschaft bedarf stets der Zustimmung der Mutter. Ein Mann kann nicht gegen den Willen der Mutter im Wege der Anerkennung rechtlicher Vater ihres Kindes werden.“ Dem genetischen Vater, der auch rechtlicher Vater werden möchte, bleibt dann nur der Weg übers Gericht.
. Sind mehr als zwei rechtliche Elternteile denkbar?
In Deutschland gilt das Prinzip der Zwei-Elternschaft. Eine rechtliche Elternschaft von mehr Personen, die Volleltern sein wollen, sei selbst dann nicht möglich, wenn alle Beteiligten damit einverstanden wären, sagt Budzikiewicz. Einzige Ausnahme: die Adoption Volljähriger. „Wird eine volljährige Person als Kind angenommen, kann sie bis zu vier rechtliche Elternteile erhalten.“ Eltern seien dann sowohl die Adoptiveltern als auch die leiblichen Eltern. dpa/F: yaph.de