München – Geliebt haben ihn Millionen Menschen. Für Serien wie „Irgendwie und Sowieso“, „Polizeiinspektion 1“, „Zwei Münchner in Hamburg“ und viele, viele mehr. Fernsehklassiker, die bis heute einen Charme versprühen, der seinesgleichen sucht – und das war vor allem auch sein Verdienst. Die tiefe Verbeugung vor seinem schauspielerischen Können aber, die erfuhr Elmar Wepper erst sehr viel später: Als er 2008 neben Hannelore Elsner die Hauptrolle spielte in Doris Dörries „Kirschblüten – Hanami“, damit seine Zuschauer (und die Kritiker) überraschte und zutiefst berührte. Am Dienstag ist Wepper an Herzversagen gestorben. Er wurde 79 Jahre alt.
„Wir sind unendlich traurig“, erklärte seine Agentin und sprach damit der gesamten Film- und Fernsehbranche sowie dem Publikum gleichermaßen aus dem Herzen. Mit wem man auch redete in den Stunden nach der Todesnachricht: aufrichtige Anteilnahme und Bestürzung allerorten.
Geboren am 16. April 1944 in Augsburg und aufgewachsen in München wurde sein drei Jahre älterer Bruder Fritz sehr früh Elmars wichtigster Weggefährte. Der Vater der beiden war im Krieg verschollenen, Fritz wurde, obwohl als Typ von ganz anderem Schlag, Vorbild, Leitfigur, und war auch verantwortlich dafür, dass Elmar überhaupt Schauspieler wurde. Als Fritz 1974 die Rolle als Harry Klein in der Serie „Derrick“ angeboten bekam, musste er sein Engagement als Assistent in „Der Kommissar“ an der Seite von Erik Ode aufgeben. Elmar sprang ein, fing Feuer – und drehte fortan ohne größere Pause. Es war eine Karriere ohne Knick, die er hinlegte.
Oft spielte er gemeinsam mit Uschi Glas, etwa in „Unsere schönsten Jahre“ (1983 bis 1985) und „Zwei Münchner in Hamburg“ (1989 bis 1993, siehe Text unten). Mehrere Male legte Elmar Wepper in den Folgejahren mit dem ZDF-„Traumschiff“ ab, spielte Gastrollen im „Tatort“ und beim „Alten“, drehte mit Christiane Hörbiger die ZDF-Reihe „Zwei Ärzte sind einer zu viel“ (2006 bis 2009) und stand hin und wieder auch mit Bruder Fritz gemeinsam vor der Kamera, beispielsweise für die Serie „Zwei Brüder“ (1994 bis 2001). Klar war dabei immer: So eng die beiden Weppers waren, so unterschiedlich war ihre Art, jedenfalls nach außen. Fritz, der das Blitzlicht sucht (im Grunde bis heute), der Schlagzeilen abseits der Schauspielerei machte und aufbrausend werden kann. Elmar, der auch im persönlichen Gespräch so unfassbar sympathisch war, bodenständig, besonnen und bescheiden. Unterschiedlicher können Geschwister nicht sein, dachte man sich oft. Der eine laut, der andere leise. Und doch ging dem einen nichts über den anderen.
2008 änderte sich mit einem Schlag der Blick auf den Schauspieler Elmar Wepper. Doris Dörrie besetzte ihn für ihr Drama „Kirschblüten – Hanami“ als Rudi Angermeier. Ein bayerischer Grantler, der nach dem Tod seiner Frau Trudi (Hannelore Elsner) nach Japan reist, in das Land von Trudis Träumen, und dort selbst aufblüht. Wepper wurde für seine großartige Darstellung vielfach ausgezeichnet – und genauso berührend wie sein Spiel in dem Film war die Freude, die in seinen Augen aufblitzte über die Anerkennung seiner Leistung. Niemand, der ihm diesen späten Erfolg nicht von Herzen gegönnt hätte.
Die Menschen, ja, sie mochten Elmar Wepper. Sein Privatleben hielt er dabei all die Jahre tatsächlich privat. Mitte der Neunziger hatte er nach Jahren als „eingefleischter Junggeselle“, wie er mit einem Lächeln mal erzählte, seine große Liebe Anita kennengelernt. 2004 gaben sich die beiden das Jawort und führten bis zum Schluss eine Ehe ohne jeden Skandal. Vor wenigen Wochen erst konnte man sie bestens gelaunt auf dem Oktoberfest erleben. „Nachdem wir bis vorgestern in der Toskana waren und dort das italienische Essen genossen haben, freue ich mich jetzt auf eine Viertel Ente“, strahlte Elmar damals.
Nichts deutete darauf hin, dass es ihm, der einen Sohn aus einer früheren Beziehung hat, nicht gut gehen könnte. Ganz im Gegenteil. Er spiele leidenschaftlich Golf, koche gern daheim in Planegg bei München, genieße es, mit dem Hund Gassi zu gehen und habe ansonsten „Spaß am Nichtstun“, so sagte er.
Im Interview mit unserer Zeitung zu seinem 75. Geburtstag im April 2019 wurde Elmar Wepper gefragt, ob er Angst vor dem Tod habe. „Der Tod macht mir keine so große Angst“, antwortete er damals, „aber die Art des Sterbens“. Was er fürchtete, war ein Siechtum oder die Demenz. „G’sund sterben, des wär’s“, meinte er. Wie es scheint, ist ihm dieser Wunsch erfüllt worden. Nur leider viel zu früh.
STEFANIE THYSSEN