München – Was macht einen guten Christbaum aus? Thomas Emslander (70) muss es wissen: Er ist Vorsitzender der bayerischen Christbaumanbauer.
Woher kommen unsere Weihnachtsbäume?
Die meisten kommen aus Deutschland. Wir sind der größte Anbauer in Europa. Allein in Bayern werden jedes Jahr vier Millionen Christbäume verkauft, 70 bis 80 Prozent davon kommen aus Bayern. Größter Exporteur ist Dänemark, von da kommen drei bis vier Millionen Bäume nach Deutschland. Die anderen Herkunftsländer sind Polen und Ungarn.
Wie erkennt man einen Baum aus Bayern?
Er trägt ein Etikett mit dem Herkunftszeichen „Bayerischer Christbaum“.
Warum ist die Nordmanntanne so dominant?
In den 50er- und 60er-Jahren war die normale Fichte der dominante Baum, Anfang der 70er dann die Blaufichte. Das Problem war, dass die sticht. Es war schwierig, etwas aufzuhängen. In den 80er-Jahren kam die Nordmanntanne. Sie hat eine Reihe von Vorteilen: Das Nadelwerk ist sehr weich und die Nadeln halten sehr, sehr lang. Man kann sie ins Netz stecken und wieder rausholen – und der Baum sieht aus wie davor. Einen Nachteil hat die Nordmanntanne aber: sie riecht nicht. Viele Leute hätten gern wieder einen Christbaum, der so riecht wie früher, als man noch Kind war. Die ganze Szene sucht nach einem Baum mit einem Geruch.
Sind Weihnachtsbäume noch zeitgemäß? Sollten sie zum Klimaschutz nicht besser stehen bleiben?
Christbäume werden in der Regel gepflanzt, um als Weihnachtsbaum geerntet zu werden. Die meisten Christbäume werden auf dem Acker angebaut – und dort bindet die Christbaumkultur doppelt so viel CO2 wie die Waldfläche. Sie sind ein Eldorado für die Biodiversität. Wenn ich so einen Christbaum kaufe, ist das gut für die Umwelt.
Nach wie vielen Jahren werden die Bäume geschlagen?
Nach acht bis zwölf Jahren. Meistens haben sie dann eine Höhe von 1,80 bis 2,20 Meter.
Geht der Trend zum Biobaum?
Das ist ein sehr schwieriges Metier. Ein Bioanbauer muss Profi sein. Das Hauptproblem ist die Düngung. Der Boden muss bereitgestellt werden, mit einer guten Humusschicht. Mit der Frühjahrstrockenheit wird es aber immer schwieriger, ohne zusätzliche Nährstoffe zu produzieren.
Wie sieht der perfekte Weihnachtsbaum aus?
Die Wünsche der Leute sind vielfältig. Jeder sucht die Claudia Schiffer unter den Christbäumen. Bei den Menschen bleiben aber die Bäume in Erinnerung, die einen Charakter haben, zum Beispiel Bäume mit zwei Spitzen. Omas und Opas kaufen in der Regel einen Baum mit 1,30 bis 1,50 Meter Höhe und in den Vorstädten kommen bis zu drei Meter hohe Bäume in den Wintergarten. Je größer die Stadt, desto kleiner der Baum.
Worauf muss ich beim Kauf achten?
Der Baum sollte frisch geschlagen werden. Wenn die Nadeln eingekrümmt sind, ist der Baum wahrscheinlich schon vor längerer Zeit geschnitten worden. Man sollte aber auch nicht bis zum 22. Dezember warten: Der Baum braucht drei bis vier Tage zum Akklimatisieren. Wenn er sofort nach dem Schlagen ins 20 Grad warme Wohnzimmer kommt, schmeißt er die Nadeln ab.
Und was sollte ich zu Hause beachten?
Der Christbaum sollte an einem kühlen, eher nassen Platz gelagert werden. Aber nicht in der Garage: Das Salz von den Autos greift den Baum an. Zwei, drei Tage vor dem Fest kann er reingeholt werden – aber möglichst nicht neben dem Kachelofen oder dem Heizkörper. Und ganz wichtig: Ins Wasser gehören keine Hausmittel. Der Baum mag kein Zuckerwasser, das gibt es ja auch nicht im Wald.
Interview: Max Wochinger