Krankenhäuser in Gaza nicht mehr arbeitsfähig

von Redaktion

Stromversorgung zusammengebrochen – Israel wirft Hamas vor, Kliniken als Kommandozentralen zu nutzen – Korridor für Evakuierung

Gaza – Die Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens sind wegen der heftigen Kämpfe offenbar nicht mehr arbeitsfähig. „Alle Krankenhäuser“ im Norden des Palästinensergebietes seien „außer Betrieb“, sagte Jussef Abu Risch, Vize-Gesundheitsminister der Hamas-Regierung, am Montag.

Israel wirft der radikalislamischen Organisation weiter vor, die Kliniken als Unterschlupf zu nutzen. Die Hamas nutze insbesondere die Al-Schifa-Klinik, die größte Klinik in Gaza, als Kommandozentrum, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Terroristen könnten sich frei in der Klinik bewegen. Zudem nutze die Hamas den Treibstoff der Klinik für ihre Angriffe. Israel vermutet, dass die Hamas sich unterhalb der Klinik eingenistet hat. Nach Darstellung Israels soll die Klinik über mehrere Zugänge an das unterirdische Tunnelnetz der Hamas angebunden sein. Ein früherer Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes sagte der „New York Times“, in den Räumen unter der Klinik könnten sich hunderte Menschen verstecken. Israel geht demnach davon aus, dass auf mehreren Etagen unter der Erde Besprechungsräume, Wohnräume sowie Lagerräume gebaut wurden. Umfassende Beweise dafür gibt es bisher aber nicht. Israelische Medien spekulierten zudem, dass sich unter der Klinik ein Teil der rund 240 Geiseln befinden könnte.

Die Hamas und auch Ärzte bestreiten den Vorwurf. Chefchirurg Marwan Abu Saada sprach im britischen Sender BBC von einer „großen Lüge“. „Wir haben medizinisches Personal, wir haben Patienten und Vertriebene. Nichts anderes.“ Verwirrung gibt es auch um ein Treibstoffangebot Israels. Das Außenministerium hatte berichtet, Soldaten hätten 300 Liter Treibstoff für einen Notbetrieb neben der Klinik abgestellt, die Hamas habe die Klinik aber daran gehindert, den Treibstoff zu holen. Krankenhausleiter Mohammad Abu Salamia bezeichnete das als Lüge. Er bestritt zwar nicht die Existenz der Behälter, sagte aber, die Menge reiche „keine Viertelstunde“ für den Betrieb der Generatoren. Außerdem befürchte er Beschuss der Ärzte beim Versuch, die Behälter zu holen. Israel, so Salamia, hätte den Treibstoff mithilfe internationaler Organisationen liefern können.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hielten sich in der Al-Schifa-Klinik am Montag mindestens 2300 Menschen auf. Die Lage sei „schlimm und gefährlich“ nach „drei Tagen ohne Strom, ohne Wasser“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Bedauerlicherweise ist das Krankenhaus nicht mehr funktionsfähig.“

Laut dem Hamas-Vertreter Abu Risch starben in der Klinik seit dem Wochenende sieben Frühgeborene und 27 erwachsene Intensivpatienten mangels Strom. Zahlreiche Frühchen und Dialyse-Patienten sollen sich in akuter Lebensgefahr befinden.

Dem UN-Nothilfebüro OCHA zufolge war der letzte Generator am Samstag ausgefallen. Auf dem Klinikareal verwesten rund 100 Leichen, die nicht beerdigt werden könnten, berichtete OCHA unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Ramallah. Auf den Stationen sammelten sich medizinische Abfälle, die nicht entsorgt werden könnten.

Auch das Al-Kuds-Krankenhaus musste seine Arbeit nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes einstellen. Ein Hamas-Vertreter sagte, die „erzwungene Evakuierung der Kinderkrankenhäuser Al-Nasr und Al-Rantissi“ habe dazu geführt, dass „die Kranken ohne Behandlung auf der Straße sind“. Die israelische Armee erklärte, Zivilisten hätten auch gestern das Al-Schifa-Krankenhaus über einen „Korridor“ verlassen können. Zugleich wies sie darauf hin, dass das Gebiet „intensiven Kämpfen“ ausgesetzt sei. wha

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