Krankenhäuser in Gaza nicht mehr arbeitsfähig

von Redaktion

Israel wirft Hamas vor, Kliniken als Zentralen zu nutzen – Armee: Haben unter Kinderklinik Waffen und Spuren von Geiseln gefunden

Gaza – Die Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens sind wegen der heftigen Kämpfe offenbar nicht mehr arbeitsfähig. „Alle Krankenhäuser“ im Norden des Palästinensergebietes seien „außer Betrieb“, sagte Jussef Abu Risch, Vize-Gesundheitsminister der Hamas-Regierung, am Montag.

Israel wirft der radikalislamischen Organisation weiter vor, die Kliniken als Unterschlupf zu nutzen. Die Hamas nutze insbesondere die Al-Schifa-Klinik, die größte Klinik in Gaza, als Kommandozentrum, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Terroristen könnten sich frei in der Klinik bewegen. Zudem nutze die Hamas den Treibstoff der Klinik für ihre Angriffe. Israel vermutet, dass die Hamas sich unterhalb der Klinik eingenistet hat. Demnach soll die Klinik über mehrere Zugänge an ein unterirdisches Tunnelnetz angebunden sein. Israel geht davon aus, dass auf mehreren Etagen unter der Erde Besprechungsräume, Wohnräume sowie Lagerräume gebaut wurden. Umfassende Beweise dafür gibt es bisher aber nicht. Israelische Medien spekulierten zudem, dass sich unter der Klinik ein Teil der rund 240 Geiseln befinden könnte.

Die Hamas und auch Ärzte bestreiten den Vorwurf. Chefchirurg Marwan Abu Saada sprach in der BBC von einer „großen Lüge“. „Wir haben medizinisches Personal, wir haben Patienten und Vertriebene. Nichts anderes.“ Israels Armee will aber unter einem anderen Krankenhaus, der evakuierten Rantisi-Kinderklinik in Gaza Stadt, zahlreiche Waffen wie Sprengstoffgürtel, Handgranaten, Gewehre und Sprengsätze gefunden haben. Hagari zeigte Videoaufnahmen. Man wolle „der Welt beweisen, wie die Hamas die Krankenhäuser in seine Terror-Maschinerie verwandelt hat“, sagte er. Auch gebe es Anzeichen, dass im Keller Geiseln festgehalten wurden. Darauf deuteten eine improvisierte Toilette, eine Küche, ein Seil sowie eine Babyflasche hin. An der Wand sei ein handschriftlicher Kalender entdeckt worden, der die Tage seit 7. Oktober gezählt habe.

Verwirrung gibt es um ein Treibstoffangebot Israels. Das Außenministerium hatte berichtet, Soldaten hätten 300 Liter Treibstoff für einen Notbetrieb neben der Schifa-Klinik abgestellt, die Hamas habe die Klinik aber gehindert, den Treibstoff zu holen. Krankenhausleiter Mohammad Abu Salamia bezeichnete das als Lüge. Er bestritt zwar nicht die Existenz der Behälter, sagte aber, die Menge reiche „keine Viertelstunde“ für den Betrieb der Generatoren. Außerdem befürchte er Beschuss der Ärzte beim Versuch, die Behälter zu holen. Israel, so Salamia, hätte den Treibstoff mithilfe internationaler Organisationen liefern können.

Laut der Weltgesundheitsorganisation hielten sich in der Al-Schifa-Klinik gestern mindestens 2300 Menschen auf. Die Lage sei „schlimm und gefährlich“ nach „drei Tagen ohne Strom, ohne Wasser“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Bedauerlicherweise ist das Krankenhaus nicht mehr funktionsfähig.“ US-Präsident Joe Biden rief Israel dazu auf, Rücksicht auf das Krankenhaus zu nehmen. „Das Krankenhaus muss geschützt werden“, sagte er. Laut dem Hamas-Vertreter Abu Risch starben in der Klinik seit dem Wochenende sieben Frühgeborene und 27 erwachsene Intensivpatienten mangels Strom. Zahlreiche Frühchen und Dialyse-Patienten sollen sich in akuter Lebensgefahr befinden.

Auch das Al-Kuds-Krankenhaus musste seine Arbeit nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes einstellen. Ein Hamas-Vertreter sagte, die „erzwungene Evakuierung der Kinderkrankenhäuser Al-Nasr und Al-Rantissi“ habe dazu geführt, dass „die Kranken ohne Behandlung auf der Straße sind“. Die israelische Armee erklärte, Zivilisten hätten auch gestern das Al-Schifa-Krankenhaus über einen „Korridor“ verlassen können. wha

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