„Jeder soll so zahlen, wie er will“

von Redaktion

Auch Bayerns Metzger unterstützen eine Bargeld-Initiative, ihr Sprecher Werner Braun sieht die Sache pragmatisch

Wiedenzhausen – Werner Braun sitzt im Hinterzimmer seiner an die Metzgerei angeschlossenen Wirtschaft und schält Weißwürste mit Messer und Gabel. „So macht das ein richtiger Metzger, weil man die Wurst dann nicht anfassen muss“, erklärt er. Als er gefragt wird, warum Bayerns Metzgerinnung, deren stellvertretender Innungsmeister er ist, sich für den Erhalt des Bargeldes einsetzt, zuckt er kurz mit den Schultern: „Bargeld ist gedruckte Freiheit“, sagt er. Doch dann will er lieber über das Metzgerhandwerk reden: über gute Produkte, guten Service und die Kunden, die ja irgendwie König sind.

Bayerns Metzgerinnung ist wie einige andere Verbände Mitglied der Initiative „Bargeld zählt“. Sie setzt sich dafür ein, dass Bares „auch in Zukunft wesentlicher Teil der Bezahllandschaft bleibt“ und fordert, dass alle Geschäfte gesetzlich verpflichtet sein sollten, Barzahlungen zu akzeptieren – bisher sind sie nur dazu angehalten. Neben den Metzgern sind der Konditorenbund, das Friseurhandwerk, aber auch die Automatenwirtschaft, die Geldtransporter oder die Drucker mit von der Partie. Wer sich beim Bäckerverband, der die Federführung bei der Initiative hat, über deren Sinn und Zweck informiert, stößt aber auf ratlose Mitglieder, die sich erst einmal sortieren müssen.

Bargeld als gute Schule

Über Umwege landet man so bei Werner Braun in Wiedenzhausen, einem Dorf im Dachauer Hinterland. Neben der Kirche hat Braun, der übrigens Metzgerweltmeister ist, seinen Laden. Bei der Innung ist er der Mann für die Presse und so sagt er pflichtbewusst: Wer nur elektronisch zahlen dürfe, werde gläsern. Wohin das führen könne, zeige China. „Das ist bedenklich, auch wenn wir davon noch sehr weit weg sind.“ Auch für Kinder sei Bares wichtig, damit sie den Umgang mit Geld lernen, sagt Braun. Sein wichtigster Punkt ist aber der: „Jeder soll so zahlen, wie er will – genau wie jeder essen soll, was er will. Ich will da niemandem etwas vorschreiben.“

Statt Panikmache also Pragmatismus und Liberalitas Bavariae. „Wir sind Dienstleister“, erklärt Braun, „wir müssen uns nach den Kunden richten.“ Und die haben eine klare Präferenz: Zwei Drittel zahlen in seiner Metzgerei bar – nicht nur die Alten, alle Generationen. Das macht Arbeit. Braun muss zur Bank, Wechselgeld vorhalten, Geld zählen. Und weil in der Pandemie sogar die Angst vor Keimen auf Geld grassierte, hat er sich für tausende Euro einen Bezahlautomaten zugelegt, der Münzen und Scheine frisst und Wechselgeld ausspuckt. Schöner Nebeneffekt: „Seither stimmt die Kasse immer“, sagt der Metzgermeister und Unternehmer. Dass Braun Bares nimmt, bedeutet umgekehrt jedoch nicht, dass er elektronische Zahlungen verschmäht. In seinem Laden kann man selbstverständlich mit Karte zahlen, „sogar eine ausgefallene Kreditkarte habe ich mal für einen ausländischen Kunden freigeschaltet.“ Und sein Onlineshop akzeptiert Paypal und Bankeinzug über Sepa-Lastschrift. Da steht der kleine Metzger den großen Onlinehändlern in nichts nach. Was die Gebühren betrifft, winkt er ab: „Nur Cent-Beträge.“

Ohnehin geht der findige Geschäftsmann mit der Zeit. Er bietet Workshops an, Grillevents, Catering, „alles, was die Kunden wollen“. Außerdem hat er einen Fleischautomaten und eine App, in der man vorbestellen kann, damit man sich nicht in der häufig langen Schlange vor der Theke anstellen muss.

Lange hat Braun zudem an einem vollautomatischen Verkaufswagen getüftelt, den er sich auf den Hof gestellt hat, damit sich die Kunden auch dann mit seinen Spezialitäten eindecken können, wenn sie erst spät von der Arbeit kommen. „Der hat 24 Stunden geöffnet und es gibt dort alles – Würste, Steaks, Braten, auch Müsli, wenn es die Leute wollen.“ Bezahlen wird man dort aber nur elektronisch können, räumt Braun ein. „Auch wegen dem Diebstahlrisiko – und weil es einfacher ist.“ ANDREAS HÖSS

Artikel 4 von 4