Hamas-Männer sollten Waffen für Anschlag nach Berlin bringen

von Redaktion

Angriffe auf jüdische Einrichtungen geplant: Vier Terror-Mitglieder in Deutschland und Niederlande festgenommen

Karlsruhe/Berlin – Sicherheitsbehörden haben offenbar einen Anschlag der Hamas in Europa vereitelt: Die Bundesanwaltschaft ließ am Donnerstag in Berlin und Rotterdam vier mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation festnehmen. Sie sollen nach Waffen gesucht haben, die für mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden sollten.

In Berlin wurden demnach drei Männer festgenommen: der ägyptische Staatsangehörige Mohamed B., der Niederländer Nazih R. sowie der im Libanon geborene Abdelhamid Al A.. Der Älteste der mutmaßlichen Verschwörer, der 1967 im Libanon geborene Ibrahim El-R., wurde von der Polizei in Rotterdam vorläufig festgenommen.

Den Beschuldigten wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen „über eine enge Anbindung an Führungskräfte“ des militärischen Flügels der Hamas verfügt haben.

Spätestens ab Frühjahr 2023 sei einer der in Berlin ansässigen Beschuldigten damit befasst gewesen, im Auftrag der Hamas ein Erddepot mit Waffen in Europa ausfindig zu machen, das die Organisation dort in der Vergangenheit angelegt habe. Seine Weisungen habe er dafür von Hamas-Führungskadern im Libanon erhalten, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Die Waffen sollten nach Berlin gebracht und für Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden. Konkrete Anschlagsziele gab es – nach bisherigem Kenntnisstand der Behörden – noch nicht. Im Oktober hätten sich die drei in Berlin wohnhaften Männer mehrfach auf die Suche nach Waffen gemacht. Dabei seien sie von dem nun in Rotterdam festgenommenen Mann unterstützt worden.

Die Aktivitäten der Männer stehen nach Informationen aus Sicherheitskreisen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Überfall der Hamas auf Israel. Der erste Hinweis auf die Männer soll im Sommer eingegangen sein.

Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass die Männer als Mitglieder der Hamas Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa geplant haben, wäre dies ein Novum. Bislang war Deutschland für Hamas-Mitglieder laut Verfassungsschutzes ein Rückzugsort, an dem allenfalls versucht wurde, Propaganda zu betreiben und Spenden zu sammeln. Um das zu unterbinden, waren 2002 und 2005 zwei der Hamas nahe stehende Vereine verboten worden.

„Mein Dank gilt allen Beteiligten, die mit diesem Ermittlungserfolg ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass Jüdinnen und Juden in Europa weiterhin in Sicherheit und Frieden leben können“, sagte Justizminister Marco Buschmann (FDP). Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die Festnahmen zeigten, „dass unsere Sicherheitsbehörden äußerst wachsam sind und konsequent handeln“.

Der israelische Botschafter Ron Prosor teilte mit: „Wir haben es immer befürchtet – nun wissen wir es: Die Hamas und ihre Handlanger haben Anschläge in Europa geplant.“ Man müsse aufmerksam sein, um den Terroristen immer einen Schritt voraus zu sein.

In Deutschland geht der Verfassungsschutz von rund 450 Hamas-Mitgliedern aus. Im Gegensatz zu Terrorgruppen wie Al-Kaida oder Islamischer Staat (IS) verübte die Hamas bisher keine Anschläge in westlichen Staaten, sondern ausschließlich in Israel und den Palästinensergebieten.

In Dänemark wurden gestern drei Menschen wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Terrorangriffs festgenommen. Nach israelischen Erkenntnissen haben auch diese Verbindungen zur Hamas – die dänischen Behörden bestätigten dies bislang nicht. In einer Mitteilung des Büros des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu war von sieben Festgenommenen in Dänemark die Rede. Nach dpa-Informationen gehen deutsche Sicherheitsbehörden bislang nicht von gemeinsamen Plänen dieser Verdächtigen mit den in Rotterdam und Berlin Festgenommenen aus. A. CLASMANN

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