4 FRAGEN AN
Auch Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner war gestern in Berlin, um gegen die vorgesehene Streichung von Steuervergünstigungen zu demonstrieren.
Wie groß ist die Wut der Bauern?
Das Frustpotenzial ist wahnsinnig hoch. Das hat man auch an der Zahl der Teilnehmer gesehen. Es waren 8000 bis 10 000 Bauern hier, 3000 Traktoren. Über 1000 Traktoren kamen gar nicht auf die Straße des 17. Juni, die Mobilisierung war riesig groß. Man hat bei den Reden gespürt: Es geht hier nicht um einen Kuhhandel oder darum, einen Kompromiss zu finden. Es geht darum, diese beiden Beschlüsse komplett zurückzunehmen. Alles andere ist indiskutabel.
Die Bauern haben eine Frist gesetzt bis zum 8. Januar. Was muss bis dahin passieren?
Die Frist bis 8. Januar hat einfach damit zu tun, dass wir als Landwirtsfamilien trotzdem ein friedvolles Weihnachtsfest haben möchten – das möchten wir auch allen anderen Familien wünschen. Deswegen werden wir uns bis dahin ruhig halten. Nichtsdestotrotz: Wenn bis dahin diese beiden Beschlüsse nicht zurückgenommen sind, dann werden wir zusammen mit anderen Berufsgruppen, die sich uns zunehmend anschließen, ab 8. Januar etwas für Deutschland tun. In Bayern hat gestern das Metzgerhandwerk die Stiefel vor die Tür gestellt mit entsprechendem Schilderhinweis, dass sie sich uns anschließen. Wir fordern, dass die Bundesregierung entweder mehr Qualität abliefert oder abdankt.
Bedeutet die Drohung, dass Sie an eine Blockade denken?
Ja. Wir werden entweder die Arbeit niederlegen oder Versorgungsketten nicht mehr bedienen.
Es könnte also sein, dass es nach dem 8. Januar knapp wird bei Milch, Fleisch und Brot?
Ja, das könnte sein. Es kann auch sein, dass man mit weiteren Demos rechnen muss, die auch einmal Verkehrsprobleme oder eine Verkehrsblockade bedeuten. Es gibt noch keinen feststehenden Veranstaltungsplan. Man muss ja auch mal bedenken, dass die Vorschläge erst am vergangenen Mittwoch auf den Tisch gekommen sind. Insofern ist es eine mega Leistung, dass wir in wenigen Tagen diese Großveranstaltung hinbekommen haben. Über Weihnachten werden wir Zeit haben, weitere Konzepte zu überlegen. Wir werden keinen Kompromissen zustimmen. Entweder die beiden Vorschläge werden gekippt oder die Ampel wird gekippt.
Interview: Claudia Möllers