Holzkirchen – 2023 waren die Kinos so voll wie lange nicht mehr. 45,2 Millionen Tickets wurden laut der Filmförderungsanstalt (FFA) allein im ersten Halbjahr verkauft. Die Zahlen für ganz 2023 liegen noch nicht vor, aber an die Besucherzahlen von 2019 kommen die Kinos laut der FFA noch nicht ran. 2019 waren im gleichen Zeitraum 53,7 Millionen Menschen in die deutschen Kinos gekommen. Viele Betreiber erholen sich noch von der Krise. Auch Thomas Modlinger. Er betreibt ein kleines Programmkino in Holzkirchen. Im Gespräch erzählt er, wie er 2023 erlebt hat und welcher Film der Zuschauerliebling in seinem „FoolsKINO“ war.
Herr Modlinger, was war 2023 Ihr persönliches Kino-Highlight?
Ich mache Kino mit Herzblut. Für mich ist jeder Film ein Highlight. Aber ganz besonders gefallen haben mir in diesem Jahr „Mein fabelhaftes Verbrechen“ und „Ein ganzes Leben“.
Wie haben Sie das vergangene Kino-Jahr erlebt?
Das erste Halbjahr war schlecht. Im Sommerloch ging es dann durch den Eberhofer aufwärts. Das zweite Halbjahr war dafür besser. Aber haben Sie schon mal mit einem Kinobetreiber gesprochen, der nicht jammert? Das gehört bei uns zum Geschäft (lacht).
Gehen die Leute wieder mehr ins Kino?
Das schon, aber an die Zahlen von 2019 komme ich bei Weitem nicht ran. Mein Ziel sind 20 000 Zuschauer im Jahr. Davon bin ich aber noch weit entfernt: Grob geschätzt waren es um die 14 000.
Erholen Sie sich trotzdem allmählich von der Pandemie?
2022 war kein gutes Jahr. Aber langsam wird es besser. Die Leute haben sich das Kinogehen abgewöhnt – es geht ja auch ohne. Ich verstehe das, es wurde ihnen monatelang verboten. Aber da muss die Filmindustrie jetzt Inhalte liefern. Wenn der Content stimmt, kommen auch wieder mehr Leute in die Kinos.
Welche Filme waren denn 2023 die Publikumsmagneten?
Ganz klar „Barbie“ und „Oppenheimer“. Die habe ich auch gespielt, obwohl sie nicht so in mein Konzept passen. Das Publikum ist mittlerweile aber schwer einzuschätzen. Zeige ich viele künstlerische Filme, beschweren sich die Zuschauer über den „Arthouse-Scheiß“. Spiele ich Blockbuster, heißt es, mein Programm sei schlechter geworden.
Welcher Film hat denn am meisten Zuschauer in Ihr Kino gelockt?
„Rehragout-Rendezvous“ war der Verkaufsschlager. Ein Polizist mit seiner eigenen Gerechtigkeit – das gefällt den Leuten einfach. Die Eberhofer-Filme stechen in der Statistik immer heraus, in der Zeit spiele ich nichts anderes. Der Eberhofer ist für mich ein Brotfilm. Das sind sehr umsatzstarke Filme, wenn auch nicht so niveauvoll wie andere. Aber ich bin froh um die Eberhofer-Reihe, die rettet mich aus dem Sommerloch. Der Eberhofer ist für uns Kinobetreiber einfach eine sichere Bank.
Fällt es Ihnen als Betreiber eines kleinen Kinos schwerer mitzuhalten?
Das Kinogeschäft ist seit der Pandemie nicht mehr einzuschätzen. Das geht auch meinen Kollegen so. Im Gegensatz zu den großen Betreibern bekomme ich die Filme nicht zum Kinostart. Ich muss sie spielen, wenn ich sie mir leisten kann, aber die Filme noch nicht ausgelutscht sind.
Immer häufiger landen auch Produktionen von Streamingdiensten auf den Leinwänden. Eine schlechte Entwicklung fürs Kino?
Streaming tut uns Kinobetreibern weh. Die Filmindustrie muss sich die Frage stellen, ob sie Filme für Streaming oder fürs Kino produzieren will. Auf der großen Leinwand und mit unseren Soundsystemen können wir schon mehr bieten als das Homekino. Die Frage ist, ob das Publikum bereit ist, mehr dafür zu bezahlen. Wenn die Leute irgendwann kein Interesse mehr am Kino haben, müssen wir zusperren. Davon bin ich aber noch weit entfernt.
Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr?
Das ist schwer zu sagen, ich habe noch keinen sehr guten Überblick. Im Januar startet ein neuer Film von Roman Polanski und im Februar kommt der österreichische Film „Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“. Auf die freue ich mich schon.
Interview: Stefanie Fischhaber