Neues Jahr, neue Einigkeit: Jeweils im Januar 2022 und 2023 traten die Unions-Parteichefs Friedrich Merz und Markus Söder Schulter an Schulter auf, erst beim inoffiziellen Versöhnungstreffen am Kirchsee, dann im Doppelinterview mit unserer Zeitung. Heuer gehen sie mal getrennte Wege. Zur CSU-Landesgruppen-Klausur in Seeon ab Samstag kommt Merz diesmal nicht – Grund ist eine Familienfeier, kein neuer Unions-Schwestern-Streit.
In der CSU findet Merz derzeit ohnehin eher Unterstützer, auch in der Frage nach einer Kanzlerkandidatur. Je schneller die Entscheidung fallen sollte, desto klarer habe Merz die Nase vorn, heißt es unisono von führenden CSU-Leuten. Als Zeitplan ist verabredet, dass sich Söder und Merz im Spätsommer auf einen Namen einigen. Ob vor oder nach den drei Landtagswahlen im Osten, ist nicht genau benannt – allerdings mehr als nur ein Detail, denn für den Fall schwerer CDU-Niederlagen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg könnte es für Merz dann unangenehme Debatten geben.
In der CDU haben sich einige Promis schon positioniert. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (übrigens einer der Gäste in Seeon) sieht Merz klar vorne. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner indes negiert jegliche Vorentscheidung für Merz, mit dem ihn keine Freundschaft verbindet. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, der ebenfalls ab und zu genannt wird, warnt vor schnellen Festlegungen („Personaldebatten zur Unzeit“). Wüst verlangt ebenso wie die Landespolitiker Boris Rhein (Hessen) und Manuel Hagel (Baden-Württemberg) eine Mitsprache der Landesverbände. cd