Der Brettl-Boom an der Zugspitze

von Redaktion

VON CORNELIA SCHRAMM

Garmisch-Partenkirchen – Dass die Leute Lust auf Schnee haben, merkt Christian Pessl heuer genau. Ein Kunde nach dem anderen stapft gerade in seinen Skiverleih in Garmisch-Partenkirchen. Dann wird gemeinsam nach passenden Skiern gesucht. Pessl berät Anfänger, Wieder-Einsteiger und Gelegenheitsfahrer, die keine eigene Ausrüstung haben. Der 44-Jährige ist seit über 20 Jahren Skilehrer und leitet inzwischen die Skischule Garmisch-Partenkirchen. Mit 80 Lehrern ist sie die größte Skischule Deutschlands – und betreibt zudem ihren eigenen Verleih.

„Über Weihnachten und Silvester waren wir gut gebucht“, erzählt Pessl. „Vergangene Woche waren in Hessen noch Ferien – und das haben wir gemerkt. Zu Fasching ist bald noch mal Hochbetrieb.“

Nicht nur Skischüler aus Deutschland haben sich angekündigt, auch aus den USA, Osteuropa, England und Holland. „In den Ferien haben wir noch in Gruppenkursen Platz, mit Privatkursen wird es langsam eng.“ Letztere werden übrigens immer gefragter, wie Pessl feststellt.

Wenig Schnee kombiniert mit den Nachwehen der Pandemie – die vergangene Wintersaison lief in Bayern noch verhalten ab. Jetzt scheint sich das Geschäft erholt zu haben. Nicht nur Skischulleiter Pessl, auch die Hoteliers in Garmisch-Partenkirchen ziehen zur Halbzeit der Ski-Saison eine positive Bilanz.

„2019 war für uns mit 1,7 Millionen Übernachtungen ein Rekordjahr“, sagt Daniel Schimmer, Dehoga-Kreisvorsitzender und Manager des Bio-Hotels Garmischer Hof. „Aber schon mit dem November 2023 haben wir das getoppt.“ Sogar in der Pandemie waren die Sommermonate einigermaßen lukrativ. Der Winter war das große Sorgenkind. „60 Prozent der Umsätze werden im Sommer generiert, 40 im Winter“, sagt Schimmer. Und erst in der diesjährigen Saison geht diese Rechnung wieder auf.

Vor Corona begrüßten die Garmischer Hoteliers zu 30 Prozent Gäste aus aller Welt. Das habe sich geändert. Ein höherer Anteil an Gästen aus Deutschland gleiche die Einbuße aber aus.

Nur: Der Gast verhält sich nach der Pandemie ein bisserl anders, schildern viele Hotelbetreiber. „Es wird viel spontaner gebucht“, sagt Schimmer. „Und sich schneller umentschieden.“ Aber da der Winter heuer schön weiß ausfällt, bleibt die Lust auf Schnee ungetrübt. Der Gast kommt.

In den Faschingsferien – einem Höhepunkt der Skisaison im Ort – sind im Garmischer Hof nur mehr wenige Zimmer frei. Und der Gasttyp ist ein anderer, wie Schimmer erklärt. „Der Februar bietet die höchste Schneesicherheit, daher kommen da die meisten Ski-Urlauber“, sagt er und muss lachen. „Darunter sind viele Rheinländer, die traditionell vor Karneval zu uns in die Berge flüchten.“ Die Nacht im Doppelzimmer „Bio Panorama“ mit Frühstück und Nutzung des Spa beginnt bei 178 Euro.

Auch Monika Erhardt, Chefin des Boutiquehotels Werdenfelserei, ist mit der Saison zufrieden. „An den Wochenenden sind wir immer ausgebucht“, erzählt sie. „Weil Heiligabend heuer auf den Sonntag gefallen ist, sind unsere Gäste schon früher angereist. Zu Silvester war das ähnlich.“ Zimmer für die Wochentage in den Faschingsferien gibt es noch. Die Preise für ein Doppelzimmer beginnen aktuell bei 344 Euro.

Mit dem Fiakerhof bieten die Erhardts auch Ferienwohnungen an. „Wir sind ein stolzer Wintersport-Ort, also sind unsere Ferienwohnungen nach den Ski-Abfahrten benannt“, sagt Erhardt. In der Komfort-Suite Kandahar übernachten zwei Erwachsene in der Hauptsaison für 194 Euro. Kinder bis zehn oder bis 15 Jahre kosten 18 beziehungsweise 24 Euro Aufpreis.

In den Faschingsferien buchen sich auch viele Familien in der Jugendherberge Garmisch-Partenkirchen ein. An die 80 Prozent beträgt der Anteil an Skifahrern dann unter den Gästen, sonst liegt er bei 50. „Zu Fasching füllt es sich schon gut“, sagt Leiterin Petra Weckerle. „Aber das Geschäft an sich verändert sich. Wir merken, dass immer mehr Schulen kein Skilager mehr anbieten.“ Ein Vierbettzimmer mit Frühstück und Bad kostet hier 169 Euro.

Ein Winter mit Naturschneefall macht Lust auf Skifahren, da ist sich Verena Tanzer, Sprecherin der Zugspitzbahn Bergbahn, sicher: „Dieses Jahr haben wir brutal Glück, alle Talabfahrten sind offen. Der Schnee von Mitte Dezember hat genau bis Ferienende gereicht – und dann hat es wieder geschneit.“ Bei der Kälte herrschen auch optimale Bedingungen für das Beschneien. „Auch im Blick auf den Weltcup war jetzt jede Abfahrt einen Tag lang gesperrt, um zu beschneien.“

In den Weihnachtsferien waren die Ticketschalter unterhalb der Zugspitze wegen des hohen Andrangs immer wieder kurzfristig geschlossen. Das könnte laut Tanzer auch in den Faschingsferien wieder passieren – zur Regulierung. Ihr Tipp: „Früh da sein und den Skipass online buchen, so ist das Zwei-Tages-Ticket sogar vergünstigt.“ Der Skipass für Erwachsene kostet im Garmisch Classic Gebiet 60,50 Euro, für Jugendliche bis 18 Jahren 49 und für Kinder (6 bis 15 Jahre) 30,50 Euro.

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